Anfang Dezember lud Wrigley zum zweiten Mal in seine Europazentrale nach Unterhaching im Landkreis München zum „Karies Profi Day“.
Rund 50 Dentalhygienikerinnen und ZFA, die zum Teil eine sehr weite Anreise aus Köln und Umgebung auf sich nahmen, kamen zu der Veranstaltung. Diese zeichnete sich durch das Gleichgewicht an theoretischem Input und praktischer Erfahrung der Referentinnen aus, so Diplom-Biologin Sabine Wegener, die seit 2012 für die Durchführung von SalivaDent-Seminaren für das Praxisteam und externen Seminaren in der Ausbildung zuständig ist. Wegener: „SalivaDent ist ein Lehr- und Lernprogramm zum Thema Speichel- und Mundgesundheit, das vom Wrigley Oral Healthcare Program initiiert und für die Aus- und berufsbegleitende Weiterbildung des zahnärztlichen Fachpersonals entwickelt wurde.“
Speichel: Vielfältige Aufgaben
Im ersten Block stellte Wegener die Inhalte des Lernprogramms vor. Vor allem ging es hier um die besonderen Eigenschaften des Speichels. „Die vielen Aufgaben des Speichels ermöglichen nicht nur die Nahrungsaufnahme“, so Wegener. Der Speichel habe zudem eine Spülfunktion, denn er spült saure und kariogene Nahrungsbestandteile weg, die die Zahnhartsubstanz schädigen könnten. Hinzu kommt, dass er den pH-Wert im Mund, der nach Zucker-und Säurezufuhr absinkt, neutralisieren kann. Zu verdanken habe er dies vor allem dem in ihm enthaltenen Bicarbonat. Darüber hinaus hilft Speichel als eine mit Kalzium und Phosphat übersättigte Lösung bei der Remineralisation der Zahnhartsubstanz und enthält antibakterielle und antivirale Bestandteile. Bei so vielen positiven Aspekten des Speichelflusses werde auch verständlich, dass Mundtrockenheit eine entscheidende Ursache für die Entstehung von Karies und Erosionen ist.
Wissenschaftliche Leitlinie der DGZ zur Kariesprophylaxe
Abschließend präsentierte Wegener den Teilnehmerinnen die erste Leitlinie zur „Kariesprophylaxe bei bleibenden Zähnen – grundlegende Empfehlungen“, die im Oktober unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) von insgesamt 14 Fachgesellschaften erarbeitet wurde. Ergebnis nach Sichtung und Bewertung der relevanten Studien sind sieben Kernempfehlungen, von denen drei täglich in Eigenregie und vier in Absprache mit der Zahnarztpraxis durchzuführen sind. Die täglich selbständig auszuführenden Maßnahmen sollten die Praxismitarbeiterinnen ihren Patienten zur Stärkung der Eigenverantwortung immer mit auf den Weg geben:
1) die Zähne zwei Mal täglich mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen,
2) die Zuckeraufnahme möglichst gering halten und
3) nach Mahlzeiten zuckerfreien Kaugummi zur Speichelstimulation kauen.
Patienten genau zuhören
Sehr praxisorientiert und interaktiv gestaltete Dentalhygienikerin Yvonne Gebhardt ihren Vortrag „Anwendung von Zielgruppenorientierter Prophylaxe“. Sie startete direkt mit einem Patientenfall ins Thema. Der Patient, mit sehr schlechter Mundhygiene und „Zahnsteinbrocken“ im Mundraum, wollte von ihr als Prophylaxe-Fachkraft ein Bleaching. „Das war für mich in diesem Moment das Abwegigste, was der Patient sich wünschen könnte.“ Nach einer Stunde Behandlung waren seine Zähne zahnsteinfrei, der Patient zufrieden. „Das Wichtigste ist: Sie müssen immer genau zuhören, was sich der Patient wünscht und demnach handeln.“ Das Gespräch mit dem Patienten zeigte: Er wollte kein Bleaching, sondern einfach nur saubere Zähne. Wunsch erfüllt.
Anschließend ging Gebhardt auf altbewährte und moderne Methoden der Diagnostik ein. Während sie die Wichtigkeit einer visuellen Kontrolle mithilfe von LED-Leuchten am Behandlungsstuhl und einer Lupenbrille heraushob, äußerte sie starke Zweifel an der Aussagefähigkeit von diversen Speicheltests. „Die Tests können lediglich die Prävalenz für eine Krankheit herausstellen.“ Als Motivationsmittel für schwer zu überzeugende Patienten seien sie jedoch gut geeignet. Zusätzlich zu einer intensiven Begutachtung der Zähne empfiehlt Gebhardt auch eine regelmäßige Röntgenaufnahme. Anhand vieler Beispiele aus ihrem Berufsalltags machte sie den Teilnehmerinnen deutlich: Oftmals ist die Schwere einer Karies oder Parodontitis oberflächlich nicht zu sehen. Auch ging sie in diesem Zusammenhang auf die Mundkrebsdiagnostik ein. „Kein Arzt schaut so lange wie Sie in die Münder der Patienten“, sagte Gebhardt. Deswegen sei es wichtig, dass sich die Praxismitarbeiter für das Thema sensibilisieren und auch Mundschleimhautveränderung erkennen.
Zahngesund essen
Als wichtigen Bestandteil der Prophylaxe stellte Gebhardt auch die Ernährung heraus. Diese sollte besonders ballaststoffreich sein, fluorid- und kalziumhaltig. Ein besonderen Fall stellten Patienten mit Erosionen dar: Hier sollte man die Patienten darüber aufklären, wie wichtig der pH-Wert von Lebensmitteln für die eigene Zahngesundheit sei. Was hier helfen kann: Ein Ernährungs-Tagebuch.
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