Anzeige
READING

Sauber bis in die kleinste Lücke

Interdentalreinigung

Sauber bis in die kleinste Lücke

© Gehlen

Die Interdentalraumreinigung hat einen hohen Stellenwert in der Prophylaxesitzung. Denn Zahnzwischenräume sind die besten Schlupfwinkel für Mikroorganismen. Umso wichtiger ist es, den Patienten die Bedeutung der Interdentalraumreinigung zu vermitteln und die Compliance zu fördern.

Eine Prophylaxesitzung ohne Interdentalraumreinigung ist überhaupt nicht denkbar. Denn klar ist, die Profis in der Praxis reinigen alle Oberflächen, auch die Zahnzwischenräume. Gerade die parodontale Infektion beginnt nämlich häufig unbemerkt von den Patienten im Zahnzwischenraum. Aber: „Für viele Patienten ist die Zahnzwischenraumpflege lästig und wird gerne vergessen. Viele meiner Patienten reinigen die Zahnflächen recht gut, teilweise mit elektrischen oder Schallzahnbürsten, die Zahnzwischenräume jedoch seltener – teilweise gar nicht“, berichtet DH Sylvia Fresmann, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygienikerinnen (DGDH).

Intraoralkamera zur besseren Visualisierung

Das kann zum Problem werden. Im Interdentalraum findet der Biofilm perfekte Schlupfwinkel, was den Patienten häufig nicht klar ist. Fresmann: „Wir erklären unseren Patienten immer, dass ein Zahn fünf Flächen hat, die gereinigt werden müssen – drei Flächen, also bukkal, lin-gual/palatinal und okklusal, reinigen wir mit der Zahnbürste – die interdentalen Flächen, mesial und distal, können nur mit speziellen Hilfsmitteln wie Zahnseide und Co. erreicht werden.“ Für eine bessere Visualisierung zeigt die Dentalhygienikerin ihren Patienten die betreffenden Stellen und auch die Lösung des Problems mit einer Intraoralkamera. Mit einem Spiegel in der Hand kann der Patient mitverfolgen, was an der betreffenden Stelle aus dem Zwischenraum herausbefördert wird – das rückt das Problem ins Bewusstsein.

Fresmann warnt aber vor einer zu anklagenden oder negativen Patientenkommunikation. „Dann hören viele Patienten nicht mehr zu.“ Besser seien Sätze wie „Da ist die Zahnbürste nicht hingekommen“ oder „Diese Stelle hat Ihre Zahnbürste nicht erreicht“. Das könnte auch helfen, den Patienten positiv auf das Mundhygienegespräch vorzubereiten.

Ihr Tipp: Die Lösung aufzeigen mit Sätzen wie „Das ist ein schwieriger Bereich, da zeige ich Ihnen gleich eine Spezialbürste“ oder „ Deshalb kommen Sie ja regelmäßig, das reinige ich gleich gründlich und zeige Ihnen eine spezielle Bürste, die Sie mit einer neuen Technik zu Hause gut anwenden können“. Das motiviere und fördere die Bereitschaft, häusliche Gewohnheiten zu ändern.

Schwierige Handhabung

Wenn die Interdentalraumpflege so wichtig ist, warum sind dann aber die Verkaufszahlen der bekannten Hilfsmittel wie Zahnseide und Interdentalbürste so bescheiden? Pro Jahr verbraucht der deutsche Patient gerade einmal 1,5 Meter Zahnseide, und nur acht Prozent der Deutschen kaufen sich eine Interdentalbürste. Ein Grund: die schwierige Handhabung. Das bestätigt auch Fresmann. „Häufig klappt es mit dem Handling zu Hause nicht so gut – wenn man Zwischenraumreinigung nur selten macht, dauert es lange, und teilweise können sich die Patienten auch verletzen. Rutscht man mit der Zahnseide ab, blutet die Gingiva schnell und die Patienten legen die Zahnseide zur Seite.“

Damit das nicht passiert, wurde in der Dortmunder Praxis, in der Fresmann das Prophylaxeteam leitet, ein dreiteiliges Konzept zur Instruktion der Pflegeprodukte eingeführt: Zuerst wird ein Produkt am Modell gezeigt und erklärt, dann wird es im Patientenmund gezeigt und abschließend übt der Patient selbst, natürlich mit Unterstützung der Prophylaxemitarbeiterin. „Nach dem Motto ,tell, show, do‘ instruieren wir zu allen Hilfsmitteln, denn alles, was man selbst macht, hat die Chance in die häuslichen Gewohnheiten einzugehen“, sagt die DGDH-Vorsitzende. Patienten, die bisher noch gar keine Zwischenraumreinigung gemacht haben, wirdempfohlen, zunächst nur wenige Zahnzwischenräume zu reinigen, also zum Beispiel nur die UK-Frontzähne. Wenn sich mit der Zeit Übung einstellt, können diese jeden Tag einige Zahnzwischenräume mehr dazunehmen.

Welches Hilfsmittel für welchen Patienten?

Doch welches Hilfsmittel ist für welche Patienten das geeignete? Die Formel dafür bringt Fresmann ganz einfach auf den Punkt: Die Größe des Zahnzwischenraums bestimmt das Hilfsmittel. Zahnseide ist ihrer Meinung nach besser als ihr Ruf und für enge Zahnzwischenräume unverzichtbar. Die Technik und Übungen mit dem Patient seien von entscheidender Bedeutung, denn Zahnseide scheint so einfach und ist doch so schwierig in der Anwendung. Viele Patienten bekämen es letztlich das Umwickeln der Finger nicht hin. „Wir empfehlen unseren Patienten die ,Rosenkranzmethode‘.“ Dabei werde eine kleine Schlaufe aus Zahnseide geknotet. Der Patient greift mit beiden Händen in die Schlaufe und führt die Zahnseide von Zahn zu Zahn weiter, wie bei einem Rosenkranz Bei größeren Zahnzwischenräumen empfiehlt Fresmann Bürstchen oder Sonicare Air-Floss. Letzteres sei häufig die Alternative für die Bürstchen. „Denn manche Patienten bekommen eine gute Reinigung mit den Bürstchen motorisch einfach nicht hin.“

Für die Wahl des Interdentalbürstchens gilt: Die richtige Größe ist entscheidend für die Reinigungsleistung. Bei allen Anbietern für Zahnzwischenraumbürstchen gibt es unterschiedliche Größen und Formen und unterschiedliche Farben. Grundsätzlich sollten die Bürstchen den Zahnzwischenraum ausfüllen, so werden gleich-zeitig die konkaven Flächen und der Zahnfleischsaum bis unter den Kontaktpunkt gereinigt. Für eine gute und schonende Reinigung führt man das Bürstchen etwas schräg von unten für den Unterkiefer oder schräg von oben für den Oberkiefer. Dann richtet man es auf und schiebt es sanft durch den Zwischenraum – so können sich die Borsten wie ein Schirm auffächern und den gesamten Zwischenraum bis zum Kontaktpunkt reinigen.

Anwendbarkeit und Compliance haben oberste Priorität

Natürlich sind alle Zahnzwischenräume unterschiedlich groß und manche haben eine intakte Papille, andere nicht – also wären mehrere unterschiedliche Größen notwendig. In der Praxis haben allerdings Anwendbarkeit und Compliance des Patienten oberste Priorität. „Deshalb empfehlen wir im ersten Schritt nur zwei Größen und zeigen den Patienten eine spezielle Technik der Bürstchenanwendung, die es möglich macht, auch größere Zahnzwischenräume mit einem kleineren Exemplar gut zu reinigen“, erklärt Fresmann.

Dies sei die X-Technik, bei der man bei einem größeren Zwischenraum das Bürstchen mehr nach distal anlegt und so bis zur oral-mesialen Fläche des Zahns dahinter reinigt. Danach legt man es mesial am hinteren Zahn an und schiebt es durch bis zur distooralen Fläche des vorderen Zahns. So entsteht eine Bewegung in Form eines „X“. Auch für die Reinigung der hinteren Zwischenräume im Oberkiefer gibt es laut Fresmann eine weitere Anwendungsoption: In den letzten beiden Zwischenräumen im Oberkiefer empfehle sich aus Platzgründen die Anwendung von oral – das sei häufig viel einfacher für die Patienten. „Es kommt also mehr auf die Instruktion und Übung des Patienten an, dafür müssen wir uns viel Zeit nehmen, das erhöht die Chance für die Anwendung“, betont die Expertin.

“Die besten Hilfsmittel sind die, die der Patient regelmäßig verwendet.“

Eine weitere Ergänzung der klassischen Zahnzwischenraumpflege sind für Fresmann Soft Picks – die Interdentalpflege mit Kunststoffnoppen, ganz ohne Metall. Diese seien inzwischen auch in mehreren Größen erhältlich, sogar in Sichelform zur Reinigung der Zwischenräume der Molaren. „Diese Soft Picks eignen sich hervorragend zur Reinigung bei Implantaten und sind Einmalprodukte – prima auch für unterwegs“, sagt Fresmann. Sie seien einfach in der Anwendung und böten auch gute Reinigungsergebnisse.

Egal welches Hilfsmittel empfohlen wird: Für Fresmann kommt es auf die Technik an und auf die Mitarbeit des Patienten. „Grundsätzlich gilt: Die besten Hilfsmittel sind die, die der Patient regelmäßig verwendet.“



Ähnliche Artikel

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich stimme den Allgemeinen Nutzungsbedingungen sowie Datenschutzbestimmungen zu, die ich hier eingesehen habe. *