Parodontale Erkrankungen kommen immer häufiger vor, daher wird die Prophylaxe wird immer wichtiger. Bei dem vielfältigen Angebot an Pflegeprodukten und Hilfsmitteln ist es allerdings schwierig, den Überblick zu behalten. In unserer dreiteiligen Interview-Serie beantworten deshalb Prophylaxe-Expertinnen die wichtigsten Fragen rund um Mundhygiene und Produkte. Diesmal gibt DH Romina Schwendemann (www.prophylaxe4you.com), aus einer Praxis in Bühl, wertvolle Tipps.

Frau Schwendemann, welche Produkte für die häusliche Mundhygiene empfehlen Sie Ihren Patienten?

Für die optimale Mundhygiene empfehle ich meinen Patienten, die Zähne zweimal am Tag mit einer elektrischen, schallbetriebenen Zahnbürste (zum Beispiel Sonicare DiamondClean clean oder der ProClinical A1500) zu putzen und dabei eine fluoridhaltige Zahnpasta ohne Natriumlaurylsulfate zu verwenden. Zusätzlich sollten einmal täglich die Zahnzwischenräume mit einer Interdentalraumbürste (zum Beispiel Tepe Angle) oder mit Zahnseide gereinigt und ein Zungenschaber benutzt werden. Wer darüber hinaus etwas Gutes tun möchte, kann durch die einmal wöchentliche Verwendung eines Fluorid Gelee ´s (zum Beispiel Elmex Gelee) seinen Zähnen einen verbesserten Schutz bieten.

Welche Produkte verwenden Sie in der Praxis bei einer umfangreichen Prophylaxe-Sitzung?

Für mich ist sehr wichtig, in der Prophylaxe ausschließlich Produkte zu verwenden, die auf wissenschaftlicher Evidenz basieren und darüber hinaus auf den klinischen Befund des jeweiligen Patienten abgestimmt sind, natürlich immer unter Berücksichtigung der Anamnese. Vor dem Beginn der Befunderhebung mit einer Parodontalmesssonde und dem ParoStatus.de-Programm lasse ich den Patienten mit 10 ml einer 0,2 %igen chlorhexidinhaltigen Lösung (zum Beispiel Chlorhexamed Forte) eine Minute lang den Mund spülen, um die Keimzahl in der Mundhöhle zu senken. Die Lippen des Patienten werden mit einem angenehm wirkenden Lippenbalsam (zum Beispiel Coucou Butter) benetzt, dann wird ein Optragate der entsprechenden Größe eingebracht – dies vereinfacht das Arbeiten in der Mundhöhle.

Wie läuft die PZR bei Ihnen ab?

Während der professionellen Zahnreinigung kommen manuelle (zum Beispiel 204 sd, verschiedene Küretten von Hu-Friedy) und maschinelle Instrumente zum Einsatz, abhängig vom jeweiligen klinischen Befund empfiehlt sich die Verwendung eines passenden Pulver-Wasser-Strahl-Pulver (zum Bespiel das Soft oder Perio Pulver von EMS). Die Politur der Zähne sollte auf Glattflächen mit einem Polierkelch erfolgen. Für die Occlusalflächen setze ich eine Polierbürste, kombiniert mit einer selbstreduzierenden Polierpaste (zum Beispiel Cleanic) ein. Anschließend erfolgt die Kontaktpunktpolitur mit Zahnseide und die Reinigung der Zunge mit einem 1 %igen Chlorhexidin Gel (zum Beispiel Chlorhexamed Gel). Danach wird auf die Zähne ein Fluoridlack (zum Beispiel Fluor Protector oder Duraphat), auf festsitzenden Zahnersatz ein antibakterieller Lack  (zum Beispiel Cervitec Plus Lack) appliziert. Falls herausnehmbarer Zahnersatz vorhanden ist, wird dieser in unserem Kleinlabor in einem speziellen Prothesenreinigungsgerät  (zum Beispiel Symbro) gesäubert.

Haben Sie noch einen Tipp, wie die PZR beim Patienten in positiver Erinnerung bleibt?

In der Praxis arbeite ich sehr gerne mit Raumdüften. Zum Abschluss einer professionellen Zahnreinigung plane ich immer eine Entspannungsessenz mit einem in heißem Wasser getränkten Handtuch ein – und der Patient geht mit einem Lächeln und einem angenehmen Gefühl aus dem Behandlungsraum.

Ob für die häusliche Zahnpflege oder die professionelle Pflege in der Zahnarztpraxis – der Markt bietet eine sehr große Vielfalt an Dentalprodukten. Wie behalten Sie den Überblick?

Für Patienten gestaltet sich die Auswahl der „richtigen“ Produkte für ihre Zähne äußerst schwierig – sie sind hier auf professionelle Hilfe angewiesen. Um Patienten bestmöglich über die jeweils individuell am besten geeigneten Mundhygieneprodukte beraten zu können, sind Zahnarztpraxen und Prophylaxefachkräfte, die sich hierzu regelmäßig informieren und weiterbilden, klar im Vorteil. Ich behalte den Überblick indem ich die Kontakte zu den Außendienstvertretern pflege, einige Fachzeitschriften lese und regelmäßig Fortbildungen besuche. Darüber hinaus ist für mich der Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen sehr wertvoll.

Auf welche Kriterien sollten Prophylaxefachkräfte dabei besonders achten?

Generell sollten Prophylaxe-Produkte natürlich das halten, was sie versprechen; sie sollten wissenschaftlich Evidenz basierend und ihre Anwendung einfach sein. Der Geschmack eines Produkts und das Preis-Leistungs-Verhältnis spielen selbstverständlich ebenfalls eine große Rolle. Da auf dem Dentalmarkt schon „so gut wie alles“ geboten wird, wäre aus meiner Sicht ein neutrales und seriöses Portal – das Patienten wie Fachpersonal die gewünschten Informationen, Erfahrungen und Empfehlungen zu Produkten bietet – von großem Nutzen. Die Einrichtung eines solch unabhängigen Portals könnte eine Hilfe sein.

Der gesamte Ablauf einer Prophylaxesitzung ist unter www.team-im-fokus.de abrufbar.