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Serie: Prophylaxe-Expertinnen antworten

DH Sylvia Fresmann, DGDH

Serie: Prophylaxe-Expertinnen antworten

Sylvia Fresmann, 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygienikerinnen

Gingivitis und parodontale Erkrankungen sind inzwischen in der erwachsenen Bevölkerung weit verbreitet. Das Erkrankungsrisiko nimmt mit steigendem Alter deutlich zu, daher wird die Prophylaxe wird immer wichtiger. Bei dem vielfältigen Angebot an Pflegeprodukten und Hilfsmitteln ist es allerdings schwierig, den Überblick zu behalten.

In unserer Interview-Serie beantworten deshalb Prophylaxe-Expertinnen die wichtigsten Fragen rund um Mundhygiene und Produkte. Den Anfang macht DH Sylvia Fresmann, 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygienikerinnen (DGDH e.V.).

Frau Fresmann, welche Mundhygiene-Produkte empfehlen Sie Ihren Patienten für zu Hause?

Bei der häuslichen Mundhygiene steht die mechanische Biofilmkontrolle im Mittelpunkt. Hierfür empfehle ich manuelle und/oder Schallzahnbürsten (zum Beispiel Philips Sonicare Diamond oder Flexcare Platinum), eine fluoridhaltige Zahnpasta, eine individuelle Interdentalraumpflege (Zahnseide, Interdentalbürstchen oder SonicareAirFloss) und die Zungenreinigung (Zungenschaber zum Beispiel von Hager&Werken, Sunstar GUM oder Meridol). Alle Mundhygienehilfsmittel müssen den Biofilm gründlich entfernen – bei maximaler Schonung der Zahnoberflächen und Gingiva. Design, Ergonomie und Handhabung müssen für den Patienten angenehm gestaltet sein.

Und in Ihrer Praxis – wie gehen Sie da vor?

Ich arbeite in der Prophylaxe mit dem ParoStatus.de-System und stelle dem Patienten auf einem Patientenausdruck die für ihn optimalen Mundhygieneprodukte zusammen. Der Ausdruck ist individualisiert, mit dem Namen des Patienten versehen und enthält zahlreiche Hinweise zur häuslichen Mundhygiene. Anhand seines individuellen Zahnschemas wird in einer Grafik die Verwendung geeigneter, farbig codierter Zahnzwischenraumbürstchen (zum Beispiel von Sunstar GUM, TePe, GABA oder Dentaid) anschaulich dargestellt. Der Patient kann den Ausdruck an den Spiegel seines Badezimmers hängen oder auch per Praxis-App auf sein Smartphone laden – gleichzeitig wird auch der nächste Prophylaxetermin in den Terminkalender automatisch eingetragen.

Welche Produkte verwenden Sie bei einer umfangreichen Prophylaxe-Sitzung inklusive PZR?

Die von mir verwendeten Produkte lassen sich am besten anhand einer Prophylaxesitzung darstellen. Zum Beginn der Behandlung spülen die Patienten mit 10 ml CHX-Lösung für 1 Minute (zum Beispiel Miradent paroguard chx 0,20%), um die Keimzahl im Aerosol zu vermindern. Danach trage ich zum Schutz der Lippen ein wenig Balsam (Body Shop – in verschiedenen Geschmacksrichtungen) auf die Lippen des Patienten auf. Die Aufnahme der Befunde und Indices führe ich in unserer Praxis computergestützt mit dem ParoStatus.de-System durch. Das Kariesmonitoring erfolgt mit der DIAGNOcam. Im Rahmen der eigentlichen PZR nutze ich im Rahmen des Biofilmmanagements Ultraschall und Handinstrumente.

Womit entfernen Sie hartnäckige Verfärbungen?

Für die Entfernung von Verfärbungen verwende ich ein Pulver-Wasser-Strahl-Gerät mit niedrig abrasivem Glyzinpulver. Für die Politur der gereinigten Oberflächen benutze ich Kelch, Bürstchen und Paste (Kerr Hawe und HaweCleanic). Für die Reinigung der Interdentalräume verwende ich Zahnseide oder ID-Bürstchen (GUM Sunstar oder Dentaid). Bei der Zungenreinigung kommt CHX-Gel (zum Beispiel Dentosmin P Gel) und ein Zungenschaber aus Metall (Tonguesweeper) zum Einsatz.

Bleibt noch die Fluoridierung. Was hat sich hier bewährt?

Für die abschließende Fluoridierung benutze ich ein fluoridhaltiges Gelee (zum Beispiel Elmex Gelee). Zum Abschluss der Behandlung biete ich dem Patient noch ein warmes, mit Entspannungsöl getränktes Tuch an.

Probieren Sie auch neue Produkte aus?

Neues probiere ich gerne aus. Voraussetzung ist aber, dass die Wirkung dieser Produkte wissenschaftlich nachgewiesen ist.

Die steigende Anzahl eigener Zähne in der Generation 60+ wird eine Zunahme des parodontalen Behandlungsbedarfs mit sich bringen.Haben Sie Vorschläge zu Verbesserungen bei Prophylaxe-Produkten speziell für diese Patienten?

Gesteigertes Gesundheitsbewusstsein, multimorbide Krankheitsbilder, kognitive und motorische Einschränkungen bei Hochbetagten etc. werden nicht unerhebliche Herausforderungen an alle Beteiligten stellen. Prävention und Therapie von Parodontalerkrankungen müssen und werden sich darauf einstellen. Die Palette der Verbesserungsmöglichkeiten bei Prophylaxeprodukten wird sich dabei in erster Linie an den praktischen Problemstellungen orientieren. Dies kann von der besonderen Formgebung bei manuellen Zahnbürsten im Zusammenhang mit motorischen Einschränkungen, über „mitdenkende“, den Patienten unterstützende, elektrische Zahnbürsten bis zur Neu- und Weiterentwicklung von Zahnpasten und Mundspüllösungen reichen.

Gibt es Produkte, die diese Besonderheiten berücksichtigen?

Verschiedene Hersteller reagieren bereits auf diese Entwicklung. So hat zum Beispiel Philips ein Gerät zur Zahnzwischenraumreinigung (SonicareAirFloss) vorgestellt, das nicht nur ältere Patienten unterstützt.Von besonderer Bedeutung ist für mich in diesem Zusammenhang die unabhängige Zusammenarbeit von Industrie und Praxis. Erkenntnisse und Bedürfnisse der Praxis müssen hierbei Eingang in die industriellen Prozesse finden. Optimierte Prophylaxeprodukte und Neuentwicklungen sollten dabei grundsätzlich wissenschaftlichen und praktischen Ansprüchen genügen, um Akzeptanz in der täglichen Praxis zu finden.

Der gesamte Ablauf einer Prophylaxesitzung ist unter www.team-im-fokus.de abrufbar.



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