Das Thema Ernährung gewinnt in der Zahnmedizin immer mehr an Bedeutung – als Ergänzung zur Parodontitistherapie und als unterstützende Therapiemaßnahme ist die Ernährungsberatung ein wichtiger Baustein.
Aktuelle Erkenntnisse zeigen eindeutig, dass Karies und Parodontitis nicht − wie lange angenommen − primär durch mangelhafte Mundhygiene ausgelöst werden, sondern durch eine krankheitsfördernde Veränderung der Zusammensetzung der oralen Mikroflora. Ursache für diese auch Dysbiose genannten Veränderungen sind Faktoren wie falsche Ernährung, Stress, Rauchen und mangelnde körperliche Aktivität.
Etablierung einer gesundheitskompatiblen oralen Mikroflora
Ziel moderner präventiver Zahnheilkunde ist daher nicht der hundertprozentig plaquefreie Zahn, sondern die dauerhafte Etablierung einer gesundheitskompatiblen oralen Mikroflora. Dieses Ziel könnten Patienten durch eine Veränderung im Lebensstil unterstützen: etwa durch vielseitige Ernährung, Bewegung und Verzicht auf Rauchen.
Aber den meisten Praxen ist bekannt, dass es äußerst schwierig ist, Patienten von der Veränderung des Lebensstils nicht nur zu überzeugen, sondern diesen auch dauerhaft beizubehalten. Deshalb bleiben die etablierten Prophylaxekonzepte weiter wichtig. Sie können aber sinnvoll ergänzt werden. Zum Beispiel durch den regelmäßigen Konsum sogenannter probiotischer Lebensmittel, die spezifische Bakterien wie etwa bestimmte Laktobazillenarten enthalten, die in der Lage sind, aktiv Karies und Parodontitis auslösende Keime zu hemmen.
Ernährungsberatung in der zahnärztlichen Praxis
Heike Wilken kennt sich mit dieser Problematik aus. Für die leitende Dentalhygienikerin der Fachpraxis Dr. Wolfgang Westermann in Emsdetten hängt der Erfolg beim Zusammenbringen der Themen Ernährung und Prophylaxe in erster Linie vom Patienten ab. „Ich denke, wenn die Patienten motiviert sind und sehen, wie erfolgreich die ganze Behandlung ist, und damit meine ich auch die begleitende Therapie, sind sie schon daran interessiert, die Parodontitis langfristig in den Griff zu bekommen.“ Gerade PA-Patienten kämen in kurzen Abständen von drei bis vier Monaten zu ihr in die Praxis, daher sei man immer im Gespräch und könne schnell etwas verändern, wenn irgendwas nicht gut funktioniere.
Für Wilken ist ebenfalls von Vorteil, wenn die Ernährungsberatung in der zahnärztlichen Praxis durchgeführt wird. „So hat man stets die Auswirkungen auf die gesamte orale Gesundheit im Blick.“ Ist die Ernährungsumstellung das Ziel, empfiehlt die DH eine sorgfältige Anamnese sowie ein Ernährungsprotokoll über mindestens vier aufeinander folgende Tage (auch das Wochenende miteinbeziehen).
Konkret sieht die Durchführung bei ihr in der Praxis so aus: Eine erste Beratungssitzung anhand des geführten Ernährungsprotokolls, das der Patient vor dem Termin ausgefüllt zuschicken sollte, damit das Protokoll vorab schon ausgewertet werden kann. Genaue Informationen, sofort umsetzbare Empfehlungen sowie eine einfache Durchführung seien die ersten Schritte bei der Ernährungsumstellung.
Sehr gute Erfahrungen mit Probiotika
Nach zwei bis drei Wochen folgt eine zweite Beratungssitzung, um wichtige Fragen abzuklären und Wünsche und Änderungen in den Ernährungsplan einzubauen. Die dritte Sitzung sollte dann nach drei Monate erfolgen, um zu schauen, wie der Patient mit allem zurechtkommt.
Auch mit Probiotika hat die Dentalhygienikerin sehr gute Erfahrungen gemacht. Seit drei Jahren arbeiten sie und ihre Kolleginnen in der Praxis erfolgreich damit. Wilken setzt ein Probiotikum vor allem bei Parodontitispatienten ein, bei denen die Intitalbehandlung abgeschlossen ist und in der Reevaluation gesehen wird, dass das Gewebe noch nicht ganz entzündungsfrei ist oder der Patient mehr Unterstützung benötigt. „Dann empfehlen wir ein Probiotikum“, erklärt Wilken.
Wichtig sei jedoch, dass der Patient darüber informiert werde, dass die Hauptwirkung bei der Bekämpfung von Parodontitis und Plaqueneubildung durch eine optimale Mundhygiene erzielt werde. „Die Verabreichung von Probiotika kann deren Wirkung unterstützen und verstärken, keinesfalls jedoch ersetzen.“
Viele Vitamine und Spurenelemente spielen wichtige Rolle
Generell sieht Wilken positive Auswirkungen durch ein bestimmtes Ernährungsverhalten auf die Mundgesundheit. Um den Patienten entsprechende Empfehlungen geben zu können, müssen die
Prophylaxefachkräfte wissen, welche Inhaltsstoffe in Lebensmitteln enthalten sind und welche Wirkungen sie haben. Aus den ihr bekannten Studien weiß Wilken, dass die ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien einen positiven Einfluss in der Prävention und Behandlung der Parodontitis haben kann.
Laut Wilken sind aus der Gruppe der Vitamine folgende sehr wichtig: Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E, Vitamin B12, Vitamin H und Vitamin B5. Von den Mineralien und Spurenelementen spielen Calcium, Magnesium, Eisen, Zink, und Kupfer eine wichtige Rolle.
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