Es ist allgemein bekannt, dass Rauchen schädlich ist. Und die meisten Raucher:innen wissen, dass sich der Abschied von der klassischen Zigarette positiv auf ihre Gesundheit auswirkt. Dennoch gibt es verbreitete Mythen rund um die Ursachen der Schädlichkeit des Zigarettenrauchens, die Schadensminderung beim Rauchen und die verbrennungsfreien Alternativen.
Mythos 1: Es gibt immer mehr Rauchstopp-Versuche in Deutschland
>Falsch: Die Raucherprävalenz in Deutschland stagniert mit 33,7 Prozent auf konstant hohem Niveau[1], obwohl das mit dem Rauchen verbundene gesundheitliche Risiko allgemein bekannt ist. 87,5 Prozent der Raucher:innen in Deutschland gaben an, in den letzten zwölf Monaten keinen ernsthaften Rauchstopp-Versuch unternommen zu haben[1].
Mythos 2: Viele Raucher:innen sind für den Rauchstopp motiviert – unter ihnen gibt es eine hohe Erfolgsrate
>Falsch: Die Ergebnisse einer Umfrage im Auftrag der Philip Morris GmbH unter Rauchenden macht deutlich, warum die Rauchstopp-Motivation gering ist: Jede:r zweite befragte Raucher:in ist aktuell nicht motiviert, mit dem Zigarettenrauchen aufzuhören (52 Prozent). 41 Prozent haben Schwierigkeiten damit, Gewohnheiten und Rituale aufzugeben[2]. Unter den Rauchenden, die motiviert sind, mit der Zigarette aufzuhören, sind die Erfolgsraten zudem gering: Nur 3–6 Prozent der Rauchenden bleiben nach einem Rauchstoppversuch mindestens ein Jahr rauchfrei[3]. In Umfrageergebnissen einer Studie der Stiftung Gesundheitswissen zeigt sich aber dabei, dass für Raucher:innen Zahnmediziner:innen eine wichtige Quelle für gesundheitsrelevante Informationen sein können[4]. Das Gespräch mit Zahnärzt:innen kann in Bezug auf die Rauchstoppmotivation eine positive Auswirkung haben, denn Raucher:innen, die zu diesem Thema mit Ärzt:innen im Dialog stehen, haben häufiger konkrete Rauchstopp-Pläne.
Mythos 3: Die mit dem Rauchen assoziierten Krankheiten werden vor allem durch das enthaltene Nikotin verursacht
>Falsch: Nikotin ist suchterregend, aber nicht die Hauptursache für raucherbedingte Krankheiten, zu denen vor allem chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD), Lungenkrebs, Herzinfarkt und Schlaganfall zählen[5]. Die zur WHO gehörende International Agency for Research on Cancer (IARC) stuft Nikotin zu dem nicht als krebserregend ein[6]. Die schwerwiegenden gesundheitlichen Auswirkungen unter Nutzern von Zigaretten werden vor allem durch die Schadstoffe verursacht, welche durch die Verbrennung des Tabaks entstehen[7].
Mythos 4: Das Prinzip der Schadensminderung – Tobacco Harm Reduction – beim Rauchen mit verbrennungsfreien Alternativen löst bisherige Präventionsmaßnahmen ab
>Falsch: Der vollständige Verzicht auf Tabak- und Nikotinprodukte ist stets die beste Option. Das Konzept von Tobacco Harm Reduction, Schadensminderung beim Rauchen, soll bisherige Präventionsmaßnahmen nicht ersetzen, sondern pragmatisch ergänzen. Für diejenigen erwachsenen Raucher:innen, die ansonsten weiterrauchen würden, könnte der vollständige Umstieg auf verbrennungsfreie und dadurch schadstoffreduzierte Alternativen sinnvoll sein, auch wenn diese nicht risikofrei sind, Nikotin enthalten und Langzeitstudien noch ausstehen.
Mythos 5: Das entstehende Aerosol bei E-Zigaretten und Tabakerhitzern enthält laut Behörden um 80–99 Prozent geringere Mengen schädlicher oder potenziell schädlicher Substanzen im Vergleich zu Zigarettenrauch
>Richtig: Bei Tabakerhitzern wird der Tabak nicht verbrannt, sondern lediglich erhitzt, während bei E-Zigaretten ein meist nikotinhaltiges E-Liquid verdampft wird. In beiden Fällen entsteht ein nachweislich schadstoffreduziertes Aerosol, welches um 80–99 Prozent geringere Mengen schädlicher oder potenziell schädlicher Bestandteile im Vergleich zu Zigarettenrauch enthält[8],[9].
Fazit
Die Verhinderung des Einstiegs und der vollständige Verzicht auf Tabak- und Nikotinprodukte sind stets die beste Option. Für diejenigen Raucher:innen, die weiterrauchen, könnte der vollständige Umstieg auf wissenschaftlich fundierte, verbrennungsfreie und dadurch schadstoffreduzierte Alternativen wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel eine sinnvolle Alternative sein – auch wenn diese nicht risikofrei sind und Nikotin enthalten. Genau das ist das Prinzip der Schadensminderung – Harm Reduction – beim Rauchen, das bisherige Präventionsmaßnahmen nicht ersetzt, sondern pragmatisch ergänzt[11].
[1] DEBRA-Studie: https://www.debra-study.info (Stand November 2023): Prävalenz aktueller Tabak-Raucher:innen in Deutschland.
[2] Studie zu „Barrieren des Rauchstopps“ (2022): https://pmi.berlin/files/gfkbroschucc88re2022.pdf
[3] Batra A. Treatment of tobacco dependence. Dtsch Arztebl Int 2011;108(33):555–64.
[4] Stiftung Gesundheitswissen, trend-monitor, Ausgabe 02,2020
[5] McNeill A et al. Evidence review of e-cigarettes and heated tobacco products 2018. A report commissioned by Public Health England. London: Public Health England.: https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/684963/Evidence_review_of_e-cigarettes_and_heated_tobacco_products_2018.pdf
[6] WHO: IARC Monographs on the identification of carcinogenic hazards to humans. Unter https://monographs.iarc.who.int/agents-classified-by-the-iarc/ (abgerufen am 01.08.23).
[7] Royal College of Physicians (2007): Harm reduction in nicotine addiction: helping people who can’t quit (https://cdn.shopify.com/s/files/1/0924/4392/files/harm-reduction-nicotine-addiction.pdf?15599436013786148553).
[8] Mallock et al. Levels of selected analytes in the emissions of “heat not burn” tobacco products that are relevant to assess human health risks. Arch Toxicol 2018.
[9] Pratte et al. Investigation of solid particles in the mainstream aerosol of the Tobacco Heating System THS2.2 and mainstream smoke of a 3R4F reference cigarette. Human & Experimental Toxicology 2017;36(11):1115-1120.
[10] Royal College of Physicians. Nicotine without smoke – tobacco harm reduction. A report by the Tobacco Advisory Group of the Royal College of Physicians. London: Royal College of Physicians 2019. (Abgerufen am 10.11.2023).
[11] Pratte et al. Investigation of solid particles in the mainstream aerosol of the Tobacco Heating System THS2.2 and mainstream smoke of a 3R4F reference cigarette. Human & Experimental Toxicology 2017;36(11):1115-1120
Abbildung 1: Unterschiede zwischen einem Tabakerhitzer und einer E-Zigarette
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