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Ältere Erwachsene und Mundgesundheit, Teil 2

Ältere Erwachsene und Mundgesundheit, Teil 2

Health visitor and a senior woman during home visit.

Einer der wichtigsten Aspekte der Zahnmedizin besteht darin, dass wir unsere Patienten und ihre einzigartigen Bedürfnisse anerkennen. Unser wichtigstes Hilfsmittel dafür ist die Kommunikation. Im zweiten Teil dieses Artikels lest Ihr, welche Herausforderungen sich dabei ergeben können und wie man diese erfolgreich meistert.

Es wird prognostiziert, dass im Jahr 2050 die Bevölkerung über 60 Jahre 22 % der Weltbevölkerung ausmachen wird¹⁰. Das bedeutet, dass die meisten von uns erwarten können, zunehmend Patienten aus älteren Altersgruppen zu behandeln. Eine gute Beziehung zu ihnen ist die Grundlage für bessere klinische Ergebnisse¹¹. Vertrauen, Beruhigung und Zuhören sind für sie ebenso wichtig wie die Hilfe, die sie aus dem primären Grund ihres Besuchs benötigen⁹. Um eine erfolgreiche Kommunikation mit allen unseren Patienten zu erreichen, müssen wir auf alle Herausforderungen vorbereitet sein, die auftreten können.
Kommunikationshindernisse
Altersbedingte Umstände können die Kommunikation beeinträchtigen. So erfordern ein eingeschränktes Sehvermögen oder ein Hörverlust unsere zusätzlichen Anstrengungen bei der Informationsvermittlung. Polypharmazie, also die Einnahme von fünf oder mehr Medikamenten täglich, oder Depressionen können die Reaktionsfähigkeit und Wahrnehmung beeinträchtigen. Auch die Gesundheitskompetenz kann mit dem Alter abnehmen, oft in Kombination mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen¹², ⁹.
Ein weiteres Problem könnte sich daraus ergeben, wenn das zahnmedizinische Team die sogenannte „Alterssprache“ verwendet. Darunter werden „Anpassungen der Sprachmuster, wie ‧z.B. langsameres oder lauteres Sprechen, Verkürzung von Sätzen oder Verwendung eines begrenzten oder weniger komplexen Wortschatzes verstanden, die manchmal von jüngeren Menschen vorgenommen werden, wenn sie mit älteren Erwachsenen kommunizieren“¹³. Diese „Alterssprache“ kann als herablassend empfunden werden und die Interaktion beeinträchtigen⁹. Erwähnenswert ist, dass 73,3 % der Zahnärzte, die an einer nationalen Umfrage (USA) teilnahmen, angaben, keine Ausbildung in Gesundheitskommunikation erhalten zu haben¹⁴. Erfolgreiche Kommunikatoren zu werden, ist für die meisten von uns eine Herausforderung nach Ausbildung und Studium, aber es ist der Schlüssel zum Erfolg.
Verbesserung der Kommunikation
Es ist wichtig, sich konzentrieren zu können und präsent zu sein – stellt Euch vor, das zahnärztliche Team und sein Patient befänden sich in einer Glasglocke, frei von Störungen wie Telefonaten oder anderen Mitarbeitern, die Fragen stellen. Wenn dies in der Praxis möglich ist, fühlen sich Patienten wohl, und das Team hat ein besseres, weniger stressiges Arbeitsumfeld¹¹.
Um ein besseres Kommunikationsklima und Behandlungsergebnis zu erreichen, sind einige Dinge zu beachten:
– Eine herzliche Begrüßung ist selbstredend für alle Patienten notwendig, aber die Interaktion von Angesicht zu Angesicht ist sogar noch wichtiger und wird von Menschen in älteren Altersgruppen bevorzugt¹⁵. Haltet bei der Begrüßung Augenkontakt. Oftmals hilft es den Patienten, Mund und Lippen des Gesprächspartners zu sehen, erst recht, wenn das Gehör nicht mehr einwandfrei funktioniert (in Pandemiezeiten nur, sofern es unter präventiven Gesichtspunkten möglich ist).
– Um Stress für alle zu vermeiden, solltet Ihr etwas längere Termine vereinbaren – Studien zeigen jedoch, dass für die Beratung älterer Erwachsener leider weniger Zeit aufgewendet wird als für die jüngerer.
– Es kommt auf aktives und reflektierendes Zuhören an, nicht nur um zu antworten. Schon 60 Sekunden ungeteilter Aufmerksamkeit zu Gesprächsbeginn geben Patienten das Gefühl, dass Ihr Euch wirklich für sie interessiert.
– Verwendet eine einfache Sprache (aber keine „Ältestensprache“) und beginnt mit den wichtigsten Informationen. Verwendet auch visuelle Hilfsmittel, die die gleichen Informationen vermitteln.
– Die Teach-back-Methode, bei der die Patienten die Informationen in ihren eigenen Worten wiederholen, ist effektiv und dauert nicht lange.
– Gebt Euren Patienten auch schriftliche Informationen mit und ruft sie nach umfangreicheren Eingriffen oder zur Erinnerung noch einmal an⁹.
Schlussfolgerung
Die Anpassung unserer Therapieprotokolle, unserer Sprache und unseres Pflegekonzepts trägt dazu bei, eine wirksame häusliche Zahnpflege bei allen Patientengruppen zu fördern. Wir können die sich verändernden Bedürfnisse der alternden Bevölkerung klinisch unterstützen, indem wir zu regelmäßigen Praxisbesuchen ermutigen und unsere Kommunikationsformen anpassen. Gemeinsam mit unseren Patienten können wir unsere Effektivität verbessern und ihnen helfen, ein Leben lang eine gute Mundgesundheit zu erreichen.
Autoren
Lina Gassner Kanters, DH, Educator Odontology, TePe Malmö/SchwedenRalf Seltmann, Senior Manager Clinical Affairs, TePe Hamburg/D-A-CH

Quellen
[9] Stein P. S., Aalboe J. A., Savage M. W., Scott A. M. (2014). Strategies for communicating with older dental patients. The Journal of the American Dental Association, 145(2), 159–164, https://doi.org/https://doi.org/10.14219/jada.2013.28
[10] Valentin F. (2017). Changing Demographics. Journal of the American College of Cardiology, 69(24), 3002–3005. https://doi.org/10.1016/j.jacc.2017.05.013
[11] Sjögren K., Virdeborn C. (2020). Kommunikation i en hälsofrämjande tandvård. Gothia Fortbildning AB.
[12] Liu Y. B., Chen Y. L., Xue H. P., Hou P. (2019). Health Literacy Risk in Older Adults With and Without Mild Cognitive Impairment. Nursing Research, 68(6), 433–438. https://doi.org/10.1097/NNR.0000000000000389
[13] American Psychological Association. (n.d.). APA Dictionary of Psychology. Retrieved March 31, 2021, from https://dictionary.apa.org/elderspeak
[14] Rozier R. G., Horowitz A. M., Podschun G. (2011). Dentist-patient communication techniques used in the United States: The results of a national survey. The Journal of the American Dental Association, 142(5), 518–530. https://doi.org/https://doi.org/10.14219/jada.archive.2011.0222
[15] Yuan S., Hussain S. A., Hales K. D., Cotten S. R. (2016). What do they like? Communication preferences and patterns of older adults in the United States: The role of technology. Educational Gerontology, 42(3), 163–174. https://doi.org/10.1080/03601277.2015.1083392



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