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Mehr Nachhaltigkeit in der Praxis, Teil 1

Mehr Nachhaltigkeit in der Praxis, Teil 1

Das steigende Bewusstsein für die Notwendigkeit von mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen kommt allmählich auch in den Praxen an. Doch wie wird die Praxis nachhaltiger? Wir sprachen mit Zahnärztin Dr. Manina Knobloch, Zahnarztpraxis Am Neuen Garten in Potsdam, über ihren persönlichen Weg.

Frau Dr. Knobloch, was bedeutet für Sie „mehr Nachhaltigkeit in der Zahnarztpraxis“?
Dr. Knobloch: Als Existenzgründerin meiner eigenen Zahnarztpraxis im Herzen von Potsdam habe ich mir vorab viele Gedanken um die Wichtigkeit meines zahnärztlichen Handelns gemacht und auch über die Herausforderungen und die Wünsche, die ich für mein Leben in einer eigenen Zahnarztpraxis habe. Ich bin Mutter von zwei noch sehr kleinen Kindern und ihre Zukunft auf diesem Planeten war wegweisend für mich, nachhaltig zu denken. Und das nicht nur im Alltag, sondern auch in meinem Beruf. Für mich ist Nachhaltigkeit der Schlüssel für eine qualitativ hochwertige Arbeit – und das auf so vielen Ebenen. Nicht nur in der Ausstattung der Praxis, die enge Zusammenarbeit mit Gewerken aus unserer Stadt, sondern auch die Qualität der einzelnen Behandlungen versuche ich täglich so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Doch was genau bedeutet „Nachhaltigkeit“ in Bezug auf eine Zahnarztpraxis? Michael Stoll definiert den Begriff der Nachhaltigkeit über ein Drei-Säulen-Modell. Dieses Modell beschreibt die erforderlichen Maßnahmen zur Senkung des CO2-Ausstoßes innerhalb eines Unternehmens, also auch in einer Zahnarztpraxis. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit werden mit den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales beschrieben. Die ökonomische Nachhaltigkeit ist nicht nur ausschließlich auf Gewinne ausgerichtet. Vielmehr soll für jetzige und zukünftige Generationen eine hohe Lebensqualität erreicht werden. Beispielsweise sind dies vergünstigte Kreditkondition zur Förderung von Projekten für den Umwelt- und Menschenschutz. Im Fall einer Zahnarztpraxis wäre dies die Förderung von Neugründungen explizit nachhaltig ausgerichteter Zahnarztpraxen. Die ökologische Nachhaltigkeit beschreibt den ausdrücklichen Erhalt der Natur, so zum Beispiel die ausschließliche Verwendung von erneuerbaren Energien, Reduktion von Gefahren- und Giftstoffen und bei einer Zahnarztpraxis unter anderem die Umstellung vom analogen auf das digitale Röntgen, sowie die Verwendung von umweltfreundlichen und biologisch abbaubaren Produkten. Die Säule der sozialen Nachhaltigkeit wird durch die intergenerationelle Verteilungsgerechtigkeit definiert und beschreibt die Armutsbekämpfung, Deckung der Grundbedürfnisse und der Chancengleichheit. Soziale Nachhaltigkeit ist nicht nur global oder gesellschaftlich verankert, sondern auch Innerhalb eines Unternehmens, wozu beispielsweise die Förderung von Weiterbildung, sowie Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen zählen. Auch wird im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit die Geschlechtergleichbehandlung genannt, was unter anderem auch die Gehälter betrifft, die in Deutschland bei Frauen im Durchschnitt 18 Prozent pro Stunde niedriger ausfallen als bei Männern.
Mithilfe von AkkreDidakt* geben Sie Ihre nachhaltigen Konzepte an Zahnärzte und Zahnärztinnen weiter. Welche Rolle spielt das Praxisteam bei der Umsetzung?
Dr. Knobloch: Dieses Thema ist nicht nur für Zahnärztinnen und Zahnärzte relevant, sondern betrifft das gesamte Team einer Zahnarztpraxis. Für die Durchführung größerer Projekte innerhalb der Zahnarztpraxis benötigen Praxisbetreiber:innen grundsätzlich und zwingend die Unterstützung des Teams. Ich möchte sogar behaupten, dass Zahnärzt:innen es schaffenmüssen, ihr Team gerade für dieses Thema zu sensibilisieren und es von Anfang an als ganz entscheidende Notwendigkeit zu betrachten. Auch der Zusammenhalt in einem Team ist essenziell für die Umsetzung einer Idee. Daher kann ich empfehlen, immer einmal zusammenzusitzen und sich auszutauschen, bestenfalls unabhängig und außerhalb von Teamsitzungen und Dienstbesprechungen. Der japanische Autor Ryunosuke Satoro formuliert es so: Jeder Einzelne ist ein Tropfen, aber gemeinsam ergibt es ein Meer.
Gibt es auch Bereiche, in denen das Team von sich aus aktiv werden kann?
Dr. Knobloch: Die Eigenverantwortlichkeit und die Erhöhung der Entscheidungskompetenz der Mitarbeiter sind einige der wichtigsten Punkte zur Etablierung einer Idee oder eines Konzeptes, wie in diesem Fall das der Nachhaltigkeit. Dabei sollte auch Kritik ernstgenommen werden. Den Sorgen der Mitarbeiter:innen, die eventuell bei Veränderungen innerhalb der Praxis auftreten können, sollte man sich annehmen. Am besten sollte gemeinsam mit dem Team eine Bestandsaufnahme durchgeführt und erhoben werden, um zu ermitteln, in welchen Bereichen die Zahnarztpraxis bereits nachhaltig wirkt: Was klappt schon ganz gut und wo sollte dringend noch etwas verändert werden? So sollte gemeinsam definiert werden, welche Ziele zum Beispiel innerhalb eines Fünfjahreszeitraums etabliert werden sollen. Dabei ergeben sich natürlicherweise auch Bereiche bedingt durch die Motivation und Aktivität des Teams. Kennen Sie die Begriffe „Plogging“ oder „Beach Clean-up“? Es ist ein regelrechter Trend geworden und wird auf allen sozialen Medien gehypt. So ziehen Teams eines Unternehmens sportlich motiviert los und sammeln dabei Müll. Alles nach dem Motto: „Wir wollen Euren Müll nicht!“ Das gleiche kann auch an einem Strand stattfinden. Das war in meiner Praxis zum Beispiel eine Aktivität im Rahmen eines Praxisausfluges, dass mein Team in die Wege geleitet hat.

Teil 2 der zweiteiligen Serie folgt demnächst!

* akkreditierte CME-Fortbildungen für Zahnmediziner



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