In der individuell trainierten oralen Prophylaxe – kurz ITOP – hat die Vermeidung von Schäden und Erkrankungen am Hart- und Weichgewebe oberste Priorität. Bei der individuell trainierten oralen Prophylaxe werden den Prophylaxe-Spezialist:innen Methoden für die Kommunikation und den Einsatz von Mundhygienemitteln auf der Basis der Individual-prophylaxe und des mechanischen Biofilmmanagements vermittelt. Der Effekt von ITOP ist, dass die Menschen mit viel Freude und größerem Erfolg die häusliche Mundhygiene betreiben. Birgit Hühn ist ITOP-Teacher. Sie erzählt, wie sie dazu gekommen ist und wie diese Philosophie bei ihr in der Praxis umgesetzt wird.
Als ich 2007 das erst Mal die ITOP-Philosophie in einem Vortrag in München kennengelernt habe, war ich sofort davon überzeugt, dass dieser Leitfaden wichtig ist. Aber wie es nun einmal so ist im Leben, vergingen dann doch noch ein paar Jahre, bevor ich 2016 bei einem ITOP-Wochenende in Bonn dabei sein durfte. Das war dann endgültig der Startschuss für mich, ITOP als Philosophie für die Prävention zu nutzen. Drei Jahre später war es dann soweit – ich durfte die international anerkannte Ausbildung zum ITOP-Teacher in Prag absolvieren.
Was bedeutet ITOP eigentlich?
Die Individuell Trainierte Orale Prophylaxe – kurz ITOP – ist eine Mundhygienephilosophie, die vom tschechischen Zahnarzt Prof. Dr. Jiri Sedelmayer ins Leben gerufen wurde. Bei ihm bekamen die Zahnmedizinstudenten nur dann ihren Schein, wenn sie dazu in der Lage waren, ihren Kommilitonen einleuchtende Mundhygieneunterweisungen zu geben. Der Name Individuell Trainierte Orale Prophylaxe unterstreicht, wie wichtig es ist, den Patienten mit seiner eigenen zahnmedizinischen Geschichte zu betrachten und dahingehend individuell zu beraten, ohne die Effektivität aus den Augen zu verlieren. Zu guter Letzt darf Mundhygiene auch nicht traumatisch sein. Das heißt, dass das Hart- und Weichgewebe also unter keinen Umständen beschädigt werden darf. Drei Dinge, die man in seinem Beratungsgespräch mit dem Patienten beachten sollte, damit die Umsetzung zu Hause auch mit Freude geschieht.
Salutogenese im Mittelpunkt
Persönlich sehe ich diese Mundhygienephilosophie in der Salutogenese verankert – vorbeugen, bevor schlimmeres geschieht. Im Grunde braucht man nur vier Hilfsmittel, die man effektiv anwenden muss, damit man lebenslang zahn- beziehungsweise zahnbettgesund ist: Zahnbürsten mit planem Bürstenkopf und Mikrofaserfilament-Borsten, Interdentalbürsten individuell angepasst mit einem Chirurgendraht und einer Mikrofaserbürste, damit sie angenehm an der Gingiva ist, sowie Zahnseide für die langen Kontaktpunkte, sehr enge Zwischenräume und eine Monobürste für den Sulkusrand.
Dennoch gilt bei ITOP die Maxime, dass nicht die Hilfsmittel für den Erfolg entscheidend sind, sondern die richtige Anwendung. Hier gemachte Fehler erkennt man in der Praxis sofort, wenn wir nach dem Anfärben der Zähne die Situation im Mund mit dem Patienten gemeinsam begutachten.
Interdentalräume weniger beachtet
Viele Patienten haben toll gepflegte Glattflächen. Nur sind die Interdentalräume und der Gingivasaum leider meistens mit sehr viel Biofilm bestückt. Genau hier liegen die Schwachstellen, die wir gemeinsam mit den Patienten in den Griff bekommen müssen. Daher haben wir uns bei uns in der Praxis auf folgende Vorgehensweise geeinigt: Wurde einmal ein Prophylaxe-System festgelegt, arbeitet jeder aus dem ganzen Team nach dem gleichen Prinzip. So sind bei uns alle Mitarbeiter:innen ITOP-zertifiziert. Wir sind davon überzeugt, dass ein individuelles Training mit regelmäßiger Kontrolle und Korrektur durch ausgebildete Mundgesundheitsprofis den nachhaltigen Erfolg für jeden möglich macht.
Zu unseren absoluten Standards gehört als erstes das korrekte Ausmessen der Interdental-räume mit einer speziellen Messsonde. Nur mit dem passenden Handwerkszeug kann der Patient atraumatisch und ohne Schmerzen seiner täglichen Mundhygiene nachgehen. In einem weiteren Schritt färben wir die Problemzonen mittels Färbeliquid ein. Denn nur wenn unsere Patienten selbst sehen, wo ihre Mundhygiene bereits perfekt ist und auf welche Stellen sie noch genauer achten müssen, werden sie unseren Anweisungen Folge leisten. Nun besprechen wir die aktuelle Mundhygienesituation und zeigen unseren Patienten, wie sie ihre Mundhygiene optimieren und üben das gemeinsam mit ihnen. Der effektive Umgang mit der Monobürste wird genauso geübt, wie der richtige Kippwinkel oder das Anstellen der Zahnbürste. Auch das Benutzen der Zahnseide und der Interdentalbürsten gehört besprochen und geübt. So erhält der Patient die besten Voraussetzungen für eine sehr gute häusliche Mundhygiene.
Kurse bringen Sicherheit
Um die Führung des Beratungsgesprächs zu erlernen, braucht es einen sicheren Umgang mit den Hilfsmitteln und immer wieder Beispiele aus der Praxis. Deshalb bietet beispielsweise Curaden spezielle ITOP-Trainings in den Praxen an. Unter education@curaden.de können interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich einen Platz sichern. Außerdem werden auch „brush and learn„ sowie „Refresh„-Kurse zu diesem Thema angeboten. Denn, nur wer sich nach seiner Ausbildung stetig weiterbildet, wird die Patienten gut beraten können und leistet so einen großen Beitrag für eine bessere Mundhygiene.
Birgit Hühn
Dentalhygienikerin, ITOP Teacher
KEINE KOMMENTARE