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Interview: Desinfektion von Sauganlagen

Axel Schneider, Dürr Dental/ Orochemie

Interview: Desinfektion von Sauganlagen

Dürr Dental und die Tochterfirma Orochemie forschen seit Jahrzehnten im Bereich der  Praxishygiene. Axel Schneider, Entwicklungsleiter bei Orochemie, gibt im Interview Auskunft über die wichtigsten Erfolgsfaktoren bei der Sauganlagendesinfektion und -reinigung.

Warum ist es wichtig, zahnärztliche Sauganlagen zu desinfizieren?

Im Hygieneleitfaden des DAHZ (Deutscher Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin) findet sich eine gute Zusammenfassung der Gründe. Im Wesentlichen geht es um zwei Aspekte: Unter ungünstigen Umständen kann im Rahmen der Behandlung sogenannter „Reflux“, also kontaminierter Rückfluss aus dem Saugschlauch in den Patientenmund gelangen, was ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellt. Außerdem können Praxispersonal oder auch Servicekräfte mit verkeimtem Material in Kontakt kommen, wenn sie an der Anlage arbeiten. Dieses Infektionsrisiko lässt sich in beiden Fällen deutlich reduzieren, wenn die Anlage regelmäßig desinfiziert wird.

Wo genau liegen bei einer Sauganlage in der Zahnarztpraxis die besonderen Herausforderungen bei der Desinfektion und welche Voraussetzungen sollte ein Desinfektionsmittel erfüllen, um dieser Aufgabe gerecht zu werden?

Neben den Anforderungen, die eigentlich immer bestehen, wie z.B. eine umfassende Wirksamkeit des Desinfektionsmittels, stellt die Absauganlage ganz eigene Herausforderungen an das Desinfektionsmittel. Durch das zeitgleiche Ansaugen von Flüssigkeit und Luft neigt das System sehr stark zur Schaumbildung. Diese wiederum ist aber beim Absaugprozess störend und kann sogar zum Ausfall der Anlage führen. Eine weitere Herausforderung ist die Vielzahl der von den Anlagenherstellern verwendeten, teilweise empfindlichen Materialien, die natürlich durch das verwendete Desinfektionsmittel nicht in Mitleidenschaft gezogen werden dürfen. Ein für den Anwender „rundes“ Desinfektionsmittel sollte diese drei Eigenschaften, Wirksamkeit, Schaumfreiheit und Materialverträglichkeit, in gleichem Maße abdecken.

Wie stehen Sie zu der Aussage, dass eine Desinfektion von Sauganlagen nicht möglich ist, weil die Biofilme, die sich dort ansiedeln, quasi unzerstörbar sind?

Meiner Meinung nach muss man das andersherum sehen: Statt über die Entfernung eines zugegebenermaßen hartnäckigen Biofilms zu sprechen, sollte im Sinne des Präventionsgedankens durch die regelmäßige Anwendung von Desinfektionsmitteln der Aufbau eher verhindert werden. Aber auch, wenn ein gewisser Kontaminationsgrad bereits erreicht ist, macht die Verwendung von geeigneten Desinfektionsmitteln durchaus Sinn, da diese nach und nach Keime aus dem Biofilm abtöten und zum Abtrag des Biofilms beitragen können. Massive Biofilme lassen sich allerdings meist nur durch entsprechende Sanierungsmaßnahmen, ggf. durch den Einsatz eines Technikers beseitigen. Soweit sollte es aber erst gar nicht kommen…

Gibt es besondere „Härtefälle“, die die Desinfektion erschweren und wie können diese gelöst werden?

Neben den schon genannten massiven Verkeimungen sind das generell Ablagerungen z.B. durch Wasserhärte bedingt oder durch unlösliche Strahlpulver. Hier ist es wichtig, den Gesamtzustand der Anlage durch regelmäßige Desinfektions- aber auch Reinigungsmaßnahmen auf einem akzeptablen Niveau zu halten. Und last but not least, auch wenn es  banal klingt: Beim Spülen der Anlage sollte nicht zu sehr mit dem Wasser gespart werden. Durch regelmäßiges Nachspülen lassen sich viele Ablagerungen vermeiden, die dann später nicht mühsam entfernt werden müssen.

Was sind die wichtigsten Einflussfaktoren auf den Erfolg bei der Bekämpfung von pathogenen Keimen in Sauganlagen?

In erster Linie ist es wichtig, regelmäßig die Anlage zu desinfizieren und nicht nur zu reinigen. Hierbei ist natürlich zu beachten, dass alle Anlagenteile mit Desinfektionsmittel „versorgt“ werden müssen, da das Desinfektionsmittel nur dort wirken kann, wo es auch hinkommt. Um das sicherzustellen, muss eine nicht zu klein bemessene Menge Desinfektionsmittellösung in die Anlage gelangen. Ideal sind etwa ein bis zwei Liter. Selbstverständlich muss darauf geachtet werden, dass die Anwendungsbedingungen, die der Hersteller vorgibt, speziell zu Konzentration und Einwirkzeit eingehalten werden.



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