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Skandalstudien und der Sinn und Unsinn von Impfungen

DDHV-Kongress 2017

Prof. Schlagenhauf im Gespräch mit zwei Teilnehmerinnen. © DDHV

Die Vorsitzende Beate Gatermann begrüßte Ende Januar ihre Kolleginnen zum Kongress des „Deutschen Diplom Dental Hygienikerinnen Verbands“ (DDHV) in den Räumen der Würzburger Universität und gab damit den Startschuss für ein themenreichen und informativen Tag.

Milena Isailov-Schöchlin, M.Sc., begann das Lehrprogramm mit einer Übersicht zum „Internet Learning“, der elektronischen bzw. digitalen Präsentation und Distribution von Lerninhalten. Als Entwicklerin multimedialer, webbasierter Module und technische Koordinatorin des Studiengangs „MasterOnline Parodontologie- und Implantat-Therapie“ der Uni Freiburg, erläuterte sie mögliche Varianten und Effekte des Lernens der Zukunft.

“Skandalstudie”

Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf (Leiter der Parodontologie-Abteilung der Uni Würzburg) erläuterte die aktuelle Evidenz zur krankheitspräventiven Wirkung des „Professional mechanical plaque removal“ (PMPR). Dieser von Ian Needleman geprägte Begriff umfasst sowohl die supra- als auch die subgingivale Reinigung aller Beläge.

Dazu nahm er zunächst Stellung zur „Skandalstudie“ von Hugoson et al. 2007, welche der IGeL-Monitor als einzige aus vielen anderslautenden Studien herausgezogen hatte und in der die PZR für sinnlos erklärt wird. In dieser Studie wurden der Plaque- und Gingiva-Index nach Mundhygiene-Training allein und kombiniert mit PZR in der „repräsentablen“ Altersspanne von 20-27 Jahren untersucht. Das MH-Training verbesserte die Indizes, die zusätzliche PZR erbrachte keine weitere Besserung. Die Cochrane Collaboration gab 2008 bekannt, dass die Evidenz dieser Untersuchung von zu ungenügender Qualität ist, um einen Nutzen beziehungsweise Schaden zu beurteilen.

Darüber hinaus präsentierte Schlagenhauf eine Studie von Albandar et al von 1995, die trotz sehr guter Mundhygiene einen deutlichen Knochenverlust um den Faktor 6 in nur drei Jahren feststellten. Nach der professionellen Zahnsteinentfernung hat die häusliche Mundhygiene allein also keinen ausreichenden präventiven Einfluss, da der Patient nicht auf den Sulkusfundus kommt, um dort den Biofilm zu entfernen. Die regelmäßige Entfernung supra-und subgingaler Beläge durch effektive Mundhygiene und PMPR ist essentiell, wobei die Ernährung noch einen gravierenden Einfluss habe.

Schlagenhauf berichtete, dass Probiotika die mikrobielle Sukzession und die überwuchernden Pathogenkeime hemmen können und das selbst bei sehr schlechter Mundhygiene. So verabreichte Hussein in einer Studie von 2016 bei starken Mukositiden vier Wochen lang zweimal täglich L.reuterii ohne eine Reinigung der Implantate und konnte damit eine Reduzierung des BoP (Bleeding on Probing) um 50 Prozent erreichen. L.reuterii ist auch als Heilungsbeschleuniger äußerst wirksam: Bei Mäusen erhöhte der Lactobazillus das Hormon Oxytocin und halbierte so die Wundheilungsdauer.

Anschauliche Einübung

Aktuelle Röntgentechniken stellte Dr. Dr. Dennis Rottke vor. Er leitet ein digitales Diagnostikzentrum in Freiburg und Karlsruhe. Sehr wichtig ist es, so sagte er, die physikalischen Grundlagen und Abbildungsmechanismen der Röntgentechnik in Kombination mit der menschlichen Anatomie zu verstehen, da diese Faktoren die Diagnostik sehr stark beeinflussen können. So wirken zu hohe mA-Werte stärker verschleiernd als zu hohe kV-Werte. Generell sind unsere menschlichen Bestandteile Wasser-, Sauer-, Kohlenstoff, schwer zu differenzieren, da sie eine sehr geringe Dichte besitzen und sich chemisch stark ähneln.

Eine Hilfestellung zur Beschreibung von röntgenologischen Verdachten sind: Dichte, Lokalisation, Begrenzung, Binnenstruktur, Nachbarschaft. Eine hohe Dichte, scharf, rund und homogen spricht für eine benigne Veränderung. Eine geringe Dichte, unscharf, wolkig, destruktiv für eine maligne. Einige Bilder dienten der anschaulichen Einübung.

Biofeedject-Anästhesiekonzept

Dr. Said Mansouri aus Aachen (Implantologe) stellte das Biofeedject-Anästhesiekonzept vor. 60 Prozent der Notfälle in Zahnarztpraxen sind mit einer Anästhesie verbunden. Der Körper besitzt eine sensible Kette von Gefühl, Warnung, Schmerz bis Verletzung, die mit einer Anästhesie ausgeschaltet werden kann. Das Biofeedject-Prinzip beschränkt sich jedoch auf die Ausschaltung des Biofeedbacks, welches nur aus Gefühl und Warnung besteht.

Ausschließlich die Nervrezeptoren an der direkten Behandlungsstelle werden anstatt des ganzen Nervenastes betäubt und blockieren so die Schmerzinformation. Sobald das OP-Gebiet verlassen werden sollte bzw. eine Annäherung an einen Nerv passiert, ist der Patient sofort in der Lage, vor einer Verletzung zu warnen.

Entschädigung vom Staat

Abschließend informierte Dr. Klaus Hartmann über „HPV, Hepatitis-Impfungen und mehr Sinn und Unsinn“. Er ist Experte für Arzneimittelsicherheit und nach mehreren Advisortätigkeiten und Leitung seiner eigenen Praxis in Wiesbaden nun hauptsächlich Gutachter in Impfschadensverfahren. Sein Vortrag knüpfte an den letztjährigen an. Es gebe schwerwiegende Krankheiten, die in Verbindung mit Impfungen gebracht werden, so z.B. psychotische Zustände, cerebrale Ataxie und neurologische Probleme aller Art.

Im Fall eines Impfschadens ist Beistand schwer zu finden. Rechtlich gesehen steht einem Impfgeschädigten im Falle eines nachweisbaren Schadens eine Entschädigung vom Staat zu, da die Impfung vom Staat selbst nahegelegt wird.
Um unnötige Impfungen zu vermeiden ist es wichtig, sich selber umfassend zu informieren um beispielsweise zu wissen, dass keine Auffrischung einer Hepatitis-Impfung nötig ist, solange der Titer über 100 IU/l liegt.

Der nächste Kongress findet am 3. März 2018 statt.



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