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Lauschiges Sommerfest in Ludwigsburg

Am 8. und 9. Juli luden das ZFZ Stuttgart und die DGDH nach Ludwigsburg in das Forum am Schlosspark zum ZFZ Sommerfest ein. Neben der DGDH-Hauptversammlung fanden sechs Workshops statt und in acht Vorträgen informierten renommierte Referenten über zahnmedizinische, aber auch interdisziplinäre Themen, getreu dem diesjährigen Motto „ZahnMEDIZIN. Zusammen für unsere Patienten.“

Stolze 720 Teilnehmende nahmen das hybride Angebot wahr und waren vor Ort oder nutzten Livestream und On-Demand-Verfügbarkeit. Die Moderatorinnen, PD Dr. Yvonne Wagner, Direktorin des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart (ZFZ) und DH Sylvia Fresmann, 1. Vorsitzende der DGDH, führten souverän durch zwei prall gefüllten Tage. Neben interessanten Themen und einer beachtlichen Industrieausstellung mit 60 Dentalfirmen gab es jede Menge Überraschungen für das Publikum und spätestens beim gemeinsamen Barbecue kam entspanntes Summer-Feeling auf.
Bereits beim ersten Vortrag kam Schwung ins Auditorium, denn Gesundheitscoach Thomas Eberl aus Marklkofen animierte zum Mitmachen. Er verriet einfache, sehr einprägsame Übungen und machte auf die Parallelen von Krafttraining und Zähneputzen aufmerksam, denn beides lebt von einer gewissen Regelmäßigkeit. Ritualisiert man seine Kraftübungen, erzielt man langfristig Erfolge, und zwar mit minimalem Aufwand, so sein Fazit. Auch mahnte er, mit der Prävention nicht erst zu beginnen, wenn bereits Beschwerden auftreten.
Nach diesem mitreißenden Auftakt wandte sich Prof. Dr. Edda Weimann aus München der Frage zu, was Allergien, Unverträglichkeiten, Asthma, Übergewicht und Diabetes mit unserer Ernährung zu tun haben. Sie belegte mit diversen Studien die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Welche wiederum den Anstieg der genannten Erkrankungen fördern. Sie gab praxisnahe Tipps, beispielsweise, dass das Einschränken des Fleisch- und Milchkonsums die Nieren schütze und Krebs- und Herzkreislauferkrankungen vorbeugen könne.
Mit den Auswirkungen natürlicher Substanzen auf Biofilmbildung, Bakterienhaftung und Erosionsschutz befasste sich Dr. Jasmin Flemming aus Dresden. Sie untersuchte unter anderem, welche Wirkstoffe, beispielsweise in Zahnpasta und Spüllösungen, antiadhärente und erosionsprotektive Eigenschaften aufweisen. Vielversprechend seien vor allem nanometergroße HAP-Partikel in Suspensionen. Auch Polyphenole bieten hohes Potenzial, so Dr. Flemming. Diese kommen natürlicherweise in Tanninsäure vor, weshalb Nahrungsmittel, die diese Gerbstoffe enthalten, positive Effekte verzeichnen können. Beim Ölziehen mit Kokosöl herrsche eine heterogene Studienlage, weshalb dessen Nutzen nicht generell verneint werden könne.
Was sich hinter einer „Ganzkörper-CMD“ verbergen soll, erläuterte PD Dr. Daniel Hellmann aus Karlsruhe. Er zeigte, welch stark vereinfachte Hypothesen über dieses vermeintliche „Schreckgespenst“ durch manche Medien geistern und welche Verunsicherung dies bei den Kollegen auslöst. PD Dr. Daniel Hellmann erläuterte, welche Zusammenhänge zwischen funktionellen Störungen im kraniomandibulären System und Beschwerden im gesamten Körper derzeit wissenschaftlich belegt sind und welche Konsequenzen sich daraus für den klinischen Alltag ergeben.
Prof. Dr. Dr. Ti-Sun Kim aus Heidelberg gab einen Überblick über den Zusammenhang von Parodontitis und systemischen Erkrankung und erklärte, wie sich diese gegenseitig beeinflussen. Sie gab praktische Erfahrungen aus ihrem klinischen Alltag wieder, wobei vor allem deutlich wurde, wie wichtig es ist, bestimmte Werte selbst zu kontrollieren und sich nicht allein auf die Aussagen des Patienten oder begleitende Familienangehörige zu verlassen.
Dr. Cornelius Haffner aus München beschrieb, welche Herausforderungen die Behandlung von Menschen, die 60 Jahre oder älter sind, mit sich bringen kann. So nehmen viele multimorbide Patienten täglich zehn oder mehr verschiedene Medikamente zu sich. Bei dieser Anzahl sollte sehr genau auf die Wechselwirkungen geachtet werden. Eine weitere Herausforderung stellen demenzielle Erkrankungen dar, da, insbesondere im Anfangsstadium, eventuell erst Fragen der Geschäftsfähigkeit zu klären sind.
Dr. Catherine Kempf aus Pullach klärte darüber auf, wie sich Komplikationen bei der Verordnung von Schmerzmitteln und Antibiotika vermeiden lassen. Sie untersuchte, welche Kontraindikationen bestehen und welche Wechselwirkungen bei der zusätzlichen Einnahme anderer Medikamente auftreten können. Besondere Vorsicht sei vor dem Triple Whammy (Dreifachkombination aus Diuretikum, nichtsteroidalem Antirheumatikum und einem ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorantagonisten) geboten, da diese Kombination zu akutem Nierenversagen führen könne.
Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger aus Freiburg befasste sich mit den mikrobiologischen Veränderungen während einer Schwangerschaft. Vor und während der Schwangerschaft sei eine professionelle Zahnreinigung empfehlenswert, um parodontalpathogene Keime zu reduzieren. Eine nichtchirurgische Parodontitisbehandlung sollte erst im zweiten Trimenon und parodontalchirurgische Maßnahmen möglichst erst nach der Schwangerschaft durchgeführt werden, riet die Referentin.
Auch abseits des rein fachlichen Programms gab es lustige wie bewegende Momente. Beim „Masked-Speaker-Contest“ blieb kein Auge trocken, denn die verkleideten Sprecher, DH Ulrike Krämer (Alien), Prof. Dr. Christof Dörfer (Gorilla) und Prof. Dr. Johannes Einwag (Rabe), gaben einem improvisierten Vortrag zum Besten. Prof. Dr. Johannes Einwag überzeugte dabei als drolliger Rabe, der die Handlungen der Menschen auf seine ganz eigene Weise interpretierte. Doch das sollte nicht der letzte Preis für Prof. Dr. Johannes Einwag bleiben, denn er erhielt auch den diesjährigen Deutschen Preis für Dentalhygiene. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Christof Dörfer, der seine Verdienste um die Fort- und Weiterbildung in diesem Bereich rühmte. Insbesondere lobte er seine Fähigkeit, komplexe Sachverhalte einfach auf den Punkt zu bringen, ohne die Wissenschaftlichkeit zu verlassen. Wie sehr er sein berufliches Umfeld auch menschlich geprägt hat, wurde deutlich, als sein Abschied als Direktor des ZFZ, der coronabedingt 2021 nur in kleinem Rahmen stattgefunden hatte, auf der Bühne, gespickt mit emotionalen Rückblicken und Showacts, nachgeholt wurde.



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