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60. Zahnärztetag Westfalen-Lippe

ZFA-Programm: Der ältere Patient

Petra C. Erdmann leitete das Seminar "Faires Miteinander im Team: Davon profitieren alle"

Beim diesjährigen Zahnärztetag der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe vom 12. bis 15. März in Gütersloh gab es auch ein ausführliches Programm für die ZFA. Am Freitag und Samstag fanden zum Beispiel sowohl Vorlesungen als auch fünf verschiedene Seminare statt. Ein Hauptaspekt war dabei der ältere Patient in der Praxis und die Herausforderungen, auf die das Praxisteam in Zukunft vorbereitet sein muss.

„Die älteren Patienten sind eine sehr heterogene Gruppe“, erklärte Prof. Dr. Ina Nitschke von der Universität Leipzig. Zwischen sogenannten „Best Agern“ und Pflegebedürftigen Menschen seien alle Facetten vertreten. Ein häufiges Problem sei die subjektive Einschätzung des Behandlungsbedarfs der älteren Patienten. Eine von Nitschke in Berlin durchgeführte Studie belegt, dass zwischen der Zufriedenheit und dem medizinisch-technischen Zustand von Prothesen bei Senioren häufig eine große Lücke klafft. „Viele ältere Patienten haben Angst vor der zahnärztlichen Behandlung, würden dies aber nie zugeben“, sagte Nitschke. Man müsse den Patienten ruhig erklären, dass die Anästhesie heutzutage bei Schmerzen Abhilfe schafft.

Der „Gerostomatologische Wohlfühlfaktor“

Der sogenannte „Gerostomatologische Wohlfühlfaktor“ ergebe sich aus den Kriterien Erreichbarkeit, Umgang und Hilfsmittel. Die Praxis müsse gut erreichbar sein, man solle an Geländer im Treppenhaus, kurze Wege, genügend Licht sowie Ablage- und Sitzmöglichkeiten denken. Schwerhörige Patienten sollen nicht angeschrien werden – langsames Sprechen, kurze und verständliche Sätze und eine deutliche Aussprache seien hier die Mittel der Wahl. Außerdem sollte die Familie bei wichtigen Entscheidung bezüglich des Therapievorgehens mit einbezogen werden. Bei Terminzetteln sollte die Praxis auf Werbung oder Bildchen verzichten und dafür lieber die Schrift größer und gut lesbar darstellen – nur so könne man für rechtzeitiges Erscheinen der Patienten garantieren. In der Praxis sollten zudem Hilfsmittel bereit stehen. Eine Kiste mit Lesebrillen oder konfektionierten Hörgeräten können die eigenen Geräte ersetzen, wenn diese vergessen werden.

Der Risikopatient in der Praxis

Zahnarzt Tobias Annussek vom Uniklinikum Münster stellte Risikopatienten anhand verschiedener Krankheitsbilder vor. Es gebe nicht den „typischen“ Risikopatienten. Bei alle Tumorpatienten, Patienten mit koronaren Herzerkrankungen oder Diabetikern müsse eine individuelle Risikoeinschätzung erfolgen. Bei allen sei der erste unverzichtbare Schritt die genaue Anamnese vor der Aufnahme der Behandlung. „Bei Diabetikern sollte die Behandlung bestenfalls vormittags erfolgen. Zuckerhaltige Getränke oder Würfelzucker sollten vorhanden sein, um auf eine Hypoglykämie in der Praxis reagieren zu können“, sagte Annussek. Ein Blutzuckermessgerät solle ebenfalls zur Grundausstattung der zahnärztlichen Praxis gehören. Mit der Einschätzung der Ressourcen und Compliance alternder Menschen befasste sich Prof. Dr. Christian E. Besimo von der Aeskulap Klinik in Brunnen in der Schweiz. Besimo ging unter anderem auf demente Patienten ein. „Man darf nicht überempfindlich sein – nicht jede komische Situation hat etwas zu bedeuten. Die Häufigkeit solcher Vorfälle sollte uns aufhorchen lassen“, erklärte Besimo. Mit einem einfachen „Grobscreening“ zu Beginn könne man den Patienten unauffällig auf den Zahn fühlen: „Fragen Sie den Patienten nach seiner genauen Adresse oder auf welchem Weg er mit welchen Verkehrsmitteln in die Praxis gekommen ist.“ So könne man häufig einen ersten Eindruck bekommen.

Ein echtes Team werden

Ein ganz anderes Thema behandelte Petra C. Erdmann (Dresden) im Seminar zum fairen Miteinander im Team. „Offenheit ist das A und O. Verschiedene Meinungen müssen erlaubt sein. Das bedeutet nicht, dass man nicht trotzdem gut miteinander auskommen kann“, sagte Erdmann. Nicht jeder Mitarbeiter dürfe in seinem eigenen Mikrokosmos leben. Gemeinsame Ziele hielten die Motivation hoch, man dürfe einander nicht nur bei Notfällen helfen, sondern immer. Auch der regelmäßige Austausch in Teambesprechungen und bei Mitarbeitergesprächen mit dem Chef sei sehr wichtig. Nur dann könne sich tatsächlich ein echtes Team formen.



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