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Nachgefragt bei Sylvia Fresmann

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Nachgefragt bei Sylvia Fresmann

Liebe Frau Fresmann, die Presseinformation, die von der DGDH zur verabschiedeten Budgetierung und Deckelung präventionsorientierter PA-Leistungen versendet wurde (siehe unten), sorgt für Aufsehen. War das zu erwarten?
Sylvia Fresmann: Ja. Der Begriff PA-Triage hat Augen geöffnet. Es ist der DGDH dadurch gelungen, die Konsequenz der verabschiedeten Entscheidung zu benennen. In den Praxen herrscht Unverständnis. Es ist die Frage, wie unsere Patienten – und nur um die geht es ja – diese Entscheidung interpretieren. Es wäre fatal, wenn der Eindruck bei den Patienten entstehen würde, dass die Leistungen eher unwichtig für die Mundgesundheit sind und deshalb budgetiert werden.

Die DGDH sieht die Gefahr, dass Patienten die politische Entscheidung als medizinische Entscheidung aufnehmen könnten?
Sylvia Fresmann: Ja. Ich wiederhole hier gern noch einmal den Standpunkt, dass die Entscheidung, die PA- Behandlungsstrecke zu budgetieren und zu deckeln auch ein Schlag ins Gesicht all derer ist, die sich in den letzten 18 Monaten massiv und erfolgreich mit der Umsetzung beschäftigt haben. Aber es geht nicht um uns. Es kann nicht sein, dass politische Fehlentscheidungen diese Erfolge bei unseren Patienten wieder zunichtemachen.

Die politische Entscheidung der Budgetierung und Deckelung hat insbesondere bei welchen PAR-Leistungen die größten Konsequenzen?
Sylvia Fresmann: Wissenschaftliche Grundlagen wie die S3-Leitlinie und die Einstufung in die Neue Klassifikation führten vor 18 Monaten zu einer modernen wissenschaftlich basierten PAR-Therapie in der GKV. Für unsere Patienten eine wirklich große Verbesserung. Dieses Konzept enthält die „sprechende Zahnmedizin“ also Aufklärungstherapiegespräche mit dem/der Zahnarzt/Zahnärztin und Mundhygiene-Unterweisungen/Kontrollen, um nur einige wichtige Stepps der neuen Behandlungsstrecke zu nennen. Es ist eine notwendige Langzeittherapie, die regelmäßige Befunderhebungen und Verlaufskontrollen sowie die zweijährige Langzeitbetreuung in Form der UPT durch uns integriert hat. Diese Schritte machen das Konzept für unsere Patienten enorm wertvoll!

Steht die DGDH mit dieser Einschätzung allein?
Sylvia Fresmann: Nein. Es ist Konsens. Die Grundlage für unser TUN ist die S3-Leitlinie, in der 62 Empfehlungen zur PA-Therapie wissenschaftlich bewertet sind. Wichtig in diesem Zusammenhang: Wir Fachkreise wissen welche Maßnahmen, Technologien und Hilfsmittel für den einzelnen Patienten individuell am geeignetsten sind. Wenn es die Meinung geben sollte, dass es nur das eine Protokoll gibt, dann ist das eine Sackgasse. Nicht nur die DGDH sieht das so, sondern auch Wissenschaftler, mit denen ich mich beispielsweise bei Kongressen, in Diskussionsrunden und in persönlichen Gesprächen austausche.

Was erwarten Sie, was auf die vehementen Reaktionen gegen die Budgetierung und Deckelung passiert?
Sylvia Fresmann: Unser Protest wird wahrgenommen. Die PA-Leistungen werden zwar nicht abgeschafft, sondern nur budgetiert. Unterm Strich wird aber nicht mehr jeder erkrankte Patient eine Behandlung bezahlt bekomme. Details werden jetzt durch die KZVn und den Krankenkassen verhandelt. Jetzt heißt es abwarten. Jedoch muss ich an dieser Stelle betonen: Der große gesundheitliche Nutzen der präventiven PA-Leistungen ist bekannt, sonst hätte man sie nicht eingeführt. Nun werden die Praxen die Öffentlichkeit informieren und klarmachen, dass es um die Gesundheit unserer Patienten geht.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Bild: Sylvia Fresmann, Vorsitzende DGDH

 

Hintergrund:

Pressemitteilung „Wir warnen vor einer PA-Triage!“

Die verabschiedete Budgetierung und Deckelung präventionsorientierter Leistung darf nicht unkommentiert bleiben. „Diese Entscheidung trifft unsere Patienten – insbesondere all die, bei denen die Parodontalbehandlungen in einem direkten Zusammenhang mit allgemeinen Erkrankungen, wie Diabetes & Co. stehen“, mahnt Sylvia Fresmann, 1. Vorstand der Deutschen Gesellschaft für DentalhygienikerInnen e.V. (DGDH).
Vor 18 Monaten traten die neuen PA-Leistungen der GKV in Kraft. Wir sehen bei den Patienten eine Verbesserung der Mundgesundheit – positive Effekte sind deutlich erkennbar. Und nun wird dieser richtige Weg wieder verlassen. Es droht eine PA-Triage. Nicht jeder, der von professionellen präventionsorientierten PA-Leistungen profitieren könnte, wird diese nun erhalten. „Wir werden – für unsere Patienten – in der Öffentlichkeit dafür eintreten, dass die getroffene Entscheidung schnell wieder korrigiert wird“, so Fresmann weiter. Die DGDH erhofft sich, dass sich die anderen Fachverbände dieser Kampagne anschließen und man gemeinsam eine starke Stimme sein wird.



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