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Mundhygiene

Biofilm optimal entfernen

proDente

Den Biofilm zu entfernen ist mittlerweile die überall bekannte Empfehlung für die Prophylaxe und die häusliche Mundhygiene. Doch was ist mit den schwer erreichbaren Approximalbereichen? Dafür gibt es auch entsprechende Hilfsmittel, die beim Patienten leider noch nicht endgültig angekommen zu sein scheinen.

Der Approximalraum ist eigentlich ein „gefährdeter“ Bereich im Mundraum, da er mit der Zahnbürste schwer zu erreichen ist. Unterstützen könnten hier die entsprechenden Hilfsmittel wie Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten. Trotzdem werden nur wenige dieser Produkte zur Zahnzwischenraumreinigung von den Patienten verwendet. Stehen die Zahnarztpraxen in diesem Bereich vor einem großen Kommunikationsproblem?

Die Praxen zumindest scheinen die Patienten vermehrt auf die Prophylaxehilfsmittel für den Zahnzwischenraum aufmerksam zu machen. Das ist auch der Eindruck von Julia Staigmiller. Die ZMF und Mitarbeiterin beim Prophylaxeexperten TePe bestätigt, dass die Zahnarztpraxen gerade Zahnseide und Interdentalbürsten zunehmend ihren Patienten empfehlen. „In erster Linie ist hier die Motivation des Patienten gefragt. Denn diese beiden Produkte ermöglichen es dem Patienten, täglich manuell zu Hause zu reinigen.“ Und natürlich sollten Praxismitarbeiterinnen ihren Patienten zusätzlich noch zwei Mal im Jahr zu einer professionellen Zahnreinigung (PZR) raten.

Geringer Jahresverbrauch

Doch warum verwenden die Patienten in Deutschland laut Angaben verschiedener Dentalfirmen im Schnitt nur drei bis fünf Meter Zahnseide pro Jahr (bei täglichem Verbrauch müsste dieser bei etwa 180 Metern liegen)? Sind die Aussagen aus der Wissenschaft der Grund dafür? Immerhin stellte die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) bei der Erstellung ihres Fünf-Punkte-Plans zur Kariesprophylaxe im vergangenen Herbst den Hilfsmitteln zur Zahnzwischenraumpflege kein gutes Zeugnis aus: Die „Grundlegenden Empfehlungen zur Kariesprophylaxe im bleibenden Gebiss“ (www.dgz-online.de) konstatieren zumindest, dass Zahnbürsten bei der mechanischen Biofilmentfernung nicht vollständig in den Interdentalraum eindringen können.
Die DGZ sieht aber keine Studien, die beweisen, dass die regelmäßige Anwendung von Zahnseide zu einer Kariesreduktion führt. „Eine gute mechanische Biofilmentfernung mit der Zahnbürste bei gleichzeitiger Fluoridanwendung scheint die karieshemmende Wirkung der regelmäßigen Anwendung von Zahnseide zu überdecken.“

Auch zu Zusammenhängen zwischen der Anwendung von Zahnzwischenraumbürsten und Karies liegen laut DGZ keine Studien vor. „Somit ist die Anwendung von Zahnseide, genau wie die Anwendung von Interdentalbürsten zur Approximalraumhygiene in erster Linie auf dem Schluss begründet, dass man mit diesen Hilfsmitteln Plaque besser entfernen kann als mit der Zahnbürste allein und dass daraus auch eine karieshemmende Wirkung resultiert.“

Liegen in diesen Aussagen die Hauptgründe für die geringe Verwendung von Zahnseide und Interdentalbürsten in deutschen Badezimmern? „Ich denke, der Hauptgrund ist mit Sicherheit die Motivation und die fehlende Erkenntnis, dass es mehr als sinnvoll ist, die Zahnzwischenräume tatsächlich täglich mit Zahnseide zu reinigen“, glaubt Prophylaxe-Expertin Julia Staigmiller. Ein Großteil der Patienten tue sich außerdem schwer, Zahnseide richtig anzuwenden, ist die Erfahrung der ZMF.

Doch die Alternativen sind spärlich. Mundspüllösungen zum Lösen der Beläge haben nicht den gleichen Effekt und entfernen den Biofilm nur teilweise. „Interdentalbürsten reinigen ausschließlich den Zahnzwischenraum, die Zahnseide den Kontaktpunkt zweier Zähne und den Zahnfleischrand.“

Direkt im Mund anpassen

Wenn in der Prophylaxesitzung Interdentalbürsten als Zahnseidealternative besprochen werden, empfiehlt Staigmiller, diese direkt im Mund der Patienten anzupassen. Dabei sollte nicht mit Augenmaß gearbeitet werden. Zum einen motiviere es den Patienten, da er genau sehe, welchen Zweck die Interdentalbürste erfüllt, und zum anderen sei die Prophylaxemitarbeiterin auf der sicheren Seite, dass die Größe der Interdentalbürste passend für den ausgewählten Zwischenraum ist. „Wichtig ist es, den Patienten nicht zu überfordern und ihm nur so wenig unterschiedliche Größen wie möglich und nur so viele wie nötig zu empfehlen.“
Manche Praxen wollen sich bei der Empfehlung von Interdentalbürsten zudem nicht auf eine bestimmte Marke festlegen. Der Nachteil daran ist, dass die Größen der unterschiedlichen Hersteller farblich nicht vergleichbar sind. „Daher kann es passieren, dass der Patient sich an der Farbe orientiert, die falsche Größe aussucht und sich im schlimmsten Fall mit der Bürste verletzt oder bleibende Schäden an Zahn oder Zahnfleisch verursacht.“

Auch die Gruppe der älteren Patienten kann in die Zahnzwischenraumpflege eingebunden werden. Senioren brauchen viel Geduld, denn die Reinigung mit Mundhygienehilfsmitteln gestaltet sich für diese Patientengruppe oft besonders schwierig. „Ältere Menschen brauchen eine Prophylaxemitarbeiterin, die sich Zeit nimmt, um die Instruktionen bei jedem Besuch in der Praxis immer und immer wieder zu erläutern.“ Zusätzlich macht es laut Staigmiller Sinn, dass Senioren mehrmals jährlich in ein Recallsystem für die Professionelle Zahnreinigung aufgenommen werden, um den Erhalt der verbleibenden Zähne zu unterstützen.
Ein abschließender Tipp der Expertin zur Anwendung von Zahnzwischenraumbürsten: Die passende Tageszeit für die Nutzung ist der Abend. „In der Nacht ist der Speichelfluss vermindert, daher ist es sinnvoll, die Beläge vor dem Schlafen zu entfernen.“

Um mehr Sicherheit zu haben, kann der Patient zudem die Hand, die keine Interdentalbürste hält, zur Stützung des Ellenbogens nutzen, um eine bessere Führung zu haben. „Die Reinigung sollte immer vor dem Spiegel stattfinden, damit die Verletzungsgefahr minimiert wird.“ Sobald trotz einer regelmäßigen Reinigung mit interdentalen Hilfsmitteln starke Blutungen auftreten, rät Staigmiller den Patienten zu einem Termin in der Praxis.



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