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Ein nicht zu unterschätzender Faktor für Gesundheit und Wohlbefinden

Die Bedeutung der Mundflora

“Le germe n’est rien, le terrain est tout!” – “Der Keim ist nichts, das Milieu ist alles!”14
Unter der Mundflora versteht man die Gesamtheit der mehr als 1.000 verschiedenen in der Mundhöhle lebenden Bakterien- und Pilzarten – mehrere Milliarden Einzelorganismen an der Zahl. Die oralen Bakterien treten planktonisch, also freischwimmend, oder sessil als Teil einer Lebensgemeinschaft in festen und gut organisierten Strukturen in Erscheinung. Letztere haften auf den Oberflächen im Mundraum an. Eine extrazelluläre Matrix aus Zuckerketten und Eiweißen hält die Mikroorganismen im sogenannten Biofilm zusammen und dient als Kommunikationsmedium der Bakterien. In ihrem symbiotischen Zusammenleben tauschen sie untereinander Stoffwechselprodukte aus und werden so anpassungs- und widerstandsfähiger. Während planktonische Mikroorganismen durch die körpereigenen Abwehrmechanismen unter Kontrolle gehalten werden können, sind sessile Bakterien nach der Gemeinschaftsbildung in einem Biofilm deutlich besser vor äußeren Einflüssen geschützt.15

Mikroorganismen: Auf die Mischung kommt es an

Der von Speichel und Mundschleimhaut befeuchtete und konstant warme Schutzraum liefert den Kleinstbewohnern ideale Lebensbedingungen mit bester Nährstoffzufuhr aus den Resten der Speisen und Getränke, die wir zu uns nehmen. Eine gut austarierte Mundflora, also die ausgewogene Mischung dieser Mikroorganismen, ist ein nicht zu unterschätzender Faktor für Gesundheit und Wohlbefinden.16

Sein feuchtwarmes Milieu macht den Mundraum aber auch zu einem idealen Brutkasten für pathogene Bakterien, die sich im Biofilm auf den Zähnen, der Zunge und der Mundschleimhaut ausbreiten und die natürliche Mundflora zerstören. Der Biofilm wird zum Gesundheitsrisiko, weil diese gefährlichen Mikroorganismen dort Schutz vor dem Immunsystem des Körpers und äußeren Einflüssen finden. Dieser Schutz ist so wirksam, dass ihn in vielen Fällen selbst Antibiotika nicht durchdringen und ihre Wirkung entfalten können. Das Überhandnehmen gesundheitsschädlicher Bakterien wird von zahlreichen Faktoren begünstigt. Dazu zählt etwa ein übermäßiger Konsum von zuckerhaltigen Speisen oder Rauchen.17

Pathogene Bakterien im dentalen Biofilm

Insbesondere der dentale Biofilm – umgangssprachlich Plaque genannt – kann ein Mitverursacher für häufige Erkrankungen des Mundraumes wie Karies, Gingivitis und Parodontitis sein.18 In Industrieländern weist heute jeder zweite jüngere Erwachsene (52%) eine parodontale Erkrankung auf.19 Aber auch Allgemeinerkrankungen können durch einen unkontrollierten Biofilm bedingt werden: Pathogene Bakterien sind in der Lage aus dem Mundraum durch kleine Wunden in die Blutlaufbahn zu gelangen und Organe anzugreifen. Einige Studien zeigen etwa einen Zusammenhang zwischen der Volkskrankheit Parodontitis und einem erhöhten Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.20,21 Auch kann eine bestehende Parodontitis einen Typ-2-Diabetes negativ beeinflussen und zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels führen.22

Fest steht: In der regelmäßigen Kontrolle des Biofilms liegt eine der effektivsten Maßnahmen, um das Ökosystem des Mundes im Gleichgewicht und Zähne wie Zahnfleisch langfristig gesund zu halten.  Besonders wenn der Biofilm bereits besteht, muss die Kommunikation zwischen den Bakterien unterbrochen werden.4

Literatur

14https://de.wikipedia.org/wiki/Claude_Bernard_(Physiologe)
15Donlan RM, Costerton JW. Biofilms: survival mechanism of clinically relevant microorganisms. Clin Microbiol Rev 2002; 15 (2): 167-93.
16http://www.zahnwissen.de/frameset_lexi.htm?lexikon_za-zm.htm
17Wade W.G. The oral microbiome in health and disease. Pharmacol Res. 2013; 69(1): 137-43.
18Dr. med. dent. Rolf-Martin Schenk: Die dentale Plaque als Biofilm und dessen Bedeutung in Ätiologie und Pathogenese der Parodontitis – eine aktuelle Literaturübersicht, 2014; Gurenlian J.R. The Role of Dental Plaque Biofilm in Oral Health. Journal of Dental Hygiene 2007, Vol. 81, No.5.
19A. Rainer Jordan, Wolfgang Micheelis (Gesamtbearbeitung): Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie, DMS V, Materialienreihe Band 35, Deutscher Ärzteverlag 2016 – Kurzfassung (Kf).
20Syrjanen J, et al. Dental infection in association with cerebral infarction in young and middle-aged men. J Intern Med 1989; 225:179-84.
21Mattila KJ, et al: Association between dental health and acute myocardial infarction. Brit Med J 1989; 298:779-82.
22Chen L, Wei B, Liu F, Xuan D, Xie B, Zhang J. Association of Periodontal        Parameters with Metabolic Level and Systemic Inflammatory Markers in Patients with Type-2 Diabetes. J Periodontol 2010; 81:364-71.
4Fine et al. Effect of rinsing with essential oil-containing mouthrinse in subgingival periodontopathogens J Periodontol 2007.



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