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Hürden in der Zahnarztpraxis überwinden

Sommerakademie 2014

Hürden in der Zahnarztpraxis überwinden

Foto: Skupin

Ungeschönte Aussagen – vor allem zum Thema Prophylaxe – gab es bei der Sommerakademie 2014 des Zahnmedizinischen FortbildungsZentrums (ZFZ) Stuttgart in Ludwigsburg.

ZFZ-Leiter Prof. Dr. Johannes Einwag hatte für die Sommerakademie eine Programm zusammen gestellt, dass dem Praxis-Team helfen sollte, Hürden zu überwinden. Denn „Praxis-Erfolg ist kein Zufall“, wie das Veranstaltungsmotto es formulierte. Und Hürden begegnen der Zahnarztpraxis auf vielfältige Weise: durch überhöhte Ansprüche an die Praxishygiene, rechtliche Anforderungen oder der deutschlandweit bereits spürbare Fachkräfte- und Nachwuchsmangel.

“Hürde” der Instrumentenaufbereitung

In der Hygiene dreht sich in vielen Diskussionen aktuell alles um die „Hürde“ der Instrumentenaufbereitung. In Ludwigsburg zeigten die Referenten der Landeszahnärztekammer Marco Wagner und Andrea Krämer, dass auch die Basic-Hygienemaßnahmen im Praxisalltag nicht vergessen werden sollten und für eine Infektionsprävention ebenso ausschlaggebend sind. Anhand von sechs Situationen des Praxisalltags, die von Praxismitarbeitern auf der Bühne dargestellt wurden, sollte die Motivation zur Hygiene auch bei hohem Arbeitsaufkommen oder Personalengpässen in den Fokus gestellt werden.

Dazu gehörten die hygienische Händedesinfektion („Effektivität wird auch durch die Wirksamkeit des eingesetzten Desinfektionsmittels erreicht.“), persönliche Schutzausrüstung, Arbeitsplatzvorbereitung („Orientierung durch den DAHZ-Hygieneleitfaden.“), Vorbehandlung von Medizinprodukten unmittelbar nach der Patientenbehandlung, Entsorgung von spitzen und scharfen Gegenständen sowie die Standardisierung von Arbeitsprozessen.

Entkräftete “Zahnputzmythen”

Besonders aufschlussreich wurde es am zweiten Tag der Sommerakademie. Auch einige der “Zahnputzmythen” wurden von den Referenten entkräftet. Prof. Dr. Adrian Lussi gab in seinem Vortrag etwa Antworten auf die Frage, wie viel häusliche Mundhygiene eigentlich notwendig ist. Er machte deutlich, dass das Hauptproblem für die Zähne immer noch Karies ist. Verantwortlich dafür sei aber nicht die Menge Plaque im Patientenmund, sondern die Summe der schützenden (Mundhygiene) und Risikofaktoren (Zucker, weniger Speichel). Herrsche hier ein Ungleichgewicht, gebe es ein Problem.

Für Patienten mit hoher Kariesaktivirät (etwa bei Wurzelkaries) empfiehlt Lussi eine Zahnpasta mit hohem Fluoridanteil von 5000 ppm und Xylit-Kaugummi, damit der Speichelfluss angeregt wird. „Fluoride allein können aber auch keine schlechte Mundhygiene kompensieren“, betonte Lussi. Für die Kariesprävention seien Fluoride aber unumgänglich. Auch ihn ärgerten deshalb die „blödsinnigen“ Artikel aus dem Internet, die Fluoriden eine giftige Wirkung vorwerfen würden. Also präsentierte er die passende Argumentationshilfe für den Praxisalltag: „Fluor ist ein Gas und giftig. Natriumfluorid ist ein Salz und wichtig für Knochen und den Körper!“

Fluoridgehalt in Zahnpasta

Auch die Diskussion von Fluoridgehalt in Zahnpasta und einer möglichen „Überdosierung“ entkräftete Lussi. Die ppm-Angabe sei auch nicht ausschlaggebend. „Auf die Menge der Zahnpasta kommt es an. Bei den üblichen Mengen kommen eh nur wenige Milligramm Fluorid in der Mundhöhle an und werden vom Körper aufgenommen, betonte er.

Ein flammendes Plädoyer für die PZR hielt der Gewinner des am Abend vorher verliehenen 2. Deutschen Preises für Dentalhygiene der Gesellschaft für Präventive Zahnheilkunde, Dr. Klaus-Dieter Bastendorf. „PZR – Alles nur Abzocke?“, lautete sein provokanter Vortragstitel. Den prophylaktischen Bemühungen der Zahnärzte werde mit dem Infragestellen des Nutzens der PZR etwa durch den IGel-Monitor des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen erheblicher Schaden zugefügt, ärgerte sich Bastendorf. Für ihn sei die PZR eine hochspezialisierte Systembehandlung und keine Einzelmaßnahme. „Allerdings hat die Prophylaxe immer noch nicht den Stellenwert in den Praxen, die sie haben müsste“, betonte Bastendorf.

Häusliche und professionelle Entfernung des Biofilms

Die häusliche und professionelle Entfernung des Biofilms ist der entscheidende Eckpfeiler einer erfolgreichen lebenslangen Mundgesundheit. In den Praxen funktioniert dies – substanzschonend – nur durch entsprechend qualifizierte Mitarbeiterinnen.

Wie viel Nachsorge benötigen Patienten nach der Parodontal- oder Periimplantitisbehandlung? Prof. Dr. Andrea Mombelli stellte direkt klar: „Das Recall ist der entscheidende Faktor für den langfristigen Erfolg.“ Man könne auch nicht mangelnde Mundhygiene mit aggressiven Strategien ausgleichen. Der Schweizer Paro-Experte zeigte aber auch, dass Resttaschen nach Initialtherapie nicht das Todesurteil für den Zahn bedeuten. Neben Scalern und Handinstrumenten arbeitet Mombelli gelegentlich auch mit der photodynamischen Therapie oder Pulverstrahlgerät. „Die Effekte sind gleich, für den Patienten manchmal aber einfach angenehmer.“ Eines stellte Mombelli klar: Antibiotika gehören in die Initialtherapie bei Paro-Patienten. „Aber in der PA-Nachsorge haben sie nichts zu suchen.“



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