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Prophylaxe der Periimplantitis

Zum Schutz des Knochens

Die Periimplantitis kann bereits früh nach dem Setzen des Implantats auftreten.

Copyright © Gehlen/DÄV

In Deutschland werden jährlich über eine Million Implantate inseriert. Dadurch steigt auch die Zahl potenzieller Patienten für periimplantäre Erkrankungen. Wir sprachen mit DH und Praxistrainerin Simone Laumann über den aktuellen Stand in der Prophylaxe der Periimplantitis.

Es hat sich ein bisschen was getan beim Thema Periimplantitis. Zum ersten Mal wurden in der neuen Paro-Klassifikation auch die periimplantären Erkrankungen berücksichtig. Dabei unterscheidet man zwischen periimplantärer Gesundheit, periimplantärer Mukositis und Periimplantitis. „Dies ermöglicht einen Konsens bezüglich Falldefinitionen für Kliniker und epidemiologischen Studien zu finden“, erklärt Dentalhygienikerin und Praxistrainerin Simone Laumann.

Nicht nur wegen der weltweit geltenden Klassifikation ist der Unterschied zwischen einer periimplantären Mukositis und einer Periimplantitis wichtig. „Bei der periimplantären Mukositis liegen sichtbare Entzündungszeichen, wie Schwellung, Rötung und vor allem Blutungen auf Sondierung und/oder Suppuration, vor. Sie ist meistens plaquinduziert und nach der Biofilmentfernung sowie gutem häuslichen Biofilmmanagement durch die Patienten reversibel“, sagt Laumann. Bei einer Periimplantitis hingegen seien die Entzündungsprozesse bereits weiter voran geschritten. Dies führe zu einem irreversiblen Abbau des periimplantären Knochens.

Risikofaktoren

Die Periimplantitis kann bereits schnell nach dem Setzen des Implantats zu Beginn der Erhaltungsphase auftreten. Auffällige Probleme können nach fünf Jahren angenommen werden. 20 Prozent der Patienten benötigen nach fünf bis zehn Jahren eine Periimplantitistherapie. Manche Experten geben an, dass die Erkrankung auch schon zwei bis drei Jahre nach Implantation beginnen kann.

Wichtig ist deshalb in der Prophylaxe der Periimplantitis – bereits vor der Insertion eines Implantates – die Risikofaktoren zu kennen. Zu diesen gehören ähnliche Faktoren wie bei einer Parodonttitis: Diabetes mellitus, Rauchen, Osteoporose, Bisphosphonate, rheumatische Erkrankungen, Strahlentherapie im Kiefer und eine schlechte Mundhygiene. Diese Faktoren können laut Laumann Einfluss auf den Knochen und das Weichgewebe nehmen. „Auch eine vorliegende Parodontitis kann sich negativ auf das umliegende Implantatsgewebe auswirken.“

Periimplantitis in Prophylaxe frühzeitig erkennen

Für die Expertin ist es deshalb wichtig, eine periimplantäre Erkrankung frühzeitig zu erkennen, vor allem wenn sie noch reversibel ist. Laumann: „Um eine Periimplantits zu erkennen, müssen Referenzwerte der Sondierungstiefen vorliegen.“ Das heißt, dass nach der prothetischen Versorgung des Implantates eine Sechs-Punkt-Messung, mit einer flexiblen Kunsttoff-PA-Sonde, vorgenommen werden sollte. Die regelmäßige Überprüfung der Sondierungstiefen in der Praxis gehören für sie zum Pflichtprogramm der professionellen Zahn-/Implantatreinigungs-Behandlungen.

Zudem sollte nach der Implantation ein Röntgenreferenzbild angefertigt werden, um später gefestigte Aussagen über das periimplantäre Knochenniveau und deren Verlauf geben zu können. Auch submoköse Zementreste, die zu einer Zementitis führen können, seien gegebenenfalls auf dem Röntgenbild sichtbar.

Patienten aufmerksam machen

Die Patienten müssen zudem über ein mögliches Periimplantitisrisiko aufgeklärt sein. „Oft wird von den Patienten angenommen, dass an einem Implantat nichts passieren kann“, zeigen die Erfahrungen von Laumann. Über die bereits genannten Risikofaktoren muss der Patient Bescheid wissen. So sollte es ein Ziel sein, mit Implantatpatienten etwa den HbA1c-Wert bei Diabetikern unter sieben zu halten oder das Rauchen aufzugeben.

Eine gute Mundhygieneinstruktion, die der Patient bei jeder Prophylaxesitzung durch Anfärben und immer wieder motivierende Tipps verinnerlicht, sei auch extrem wichtig. „Die häusliche Mundhygiene muss stimmen und zwei bis vier Mal jährlich professionell in der Zahnarztpraxis gereinigt werden. Dabei achtet Laumann auf das Motto „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Für die Dentalhygienikerin haben sich bei der Reinigung Pulver-Wasser-Luftstrahl-Geräte bewährt, deren Pulver den Inhaltsstoff Glycin oder Erythritol enthalten, da sie minimal abrasiv seien und die Implantatoberfläche nicht beschädigen würden.

Mundhygieneunterweisung in der Praxis

Die Tipps für die häusliche Mundhygiene gibt Laumann den Implantatpatienten bereits in der Praxis. Nachdem die Zähne/Implantate angefärbt wurden, werden dem Patienten seine Schwachstellen aufgezeigt und auch im Computer mit einer Software (ParoStatus) gespeichert. „Bei der Mundhygieneunterweisung achte ich besonders auf die Zahnzwischenraumreinigung.“ Dabei gelten als erste Wahl Interdentalbürstchen. Diese würden nachgewiesen besser als Zahnseide reinigen. Zahnseide könnte zudem auch an rauen Implantatoberflächen ausfransen und Fasern am Implantat hinterlassen, was wiederum zu Entzündungen führen könnte.

Auch spezielle Zahnbürsten, wie etwa Einbüschelbürsten, spitz zulaufend oder abgerundet, können bei Bedarf instruiert werden. Laumanns Tipp: „Am besten lässt man den Patienten in der Prophylaxebehandlung selber die Hilfsmittel ausprobieren. So kann gleich überprüft werden, ob der Patient unsere Anweisungen verstanden hat und auch umsetzen kann.“ Natürlich sei auch die Empfehlung der richtigen Zahnbürste – inklusive richtiger Zahnputztechnik – wichtig. Der Vorteil einer Software wie ParoStatus sei, dass der Patient noch einmal visualisert bekomme, wo seine Schwachstellen sind sowie welche Interdentalbürstchen er nehmen muss und welche anderen Hilfsmittel helfen. All das bekommt er dann als Ausdruck mit nach Hause.

Regelmäßiger Recall

Jetzt ist noch die Frage, wie oft soll ein Implantatpatient eigentlich zum Recall in die Praxis kommen. Bei periimplantärer Gesundheit empfiehlt Laumann, den Patienten halbjährlich zur Prophylaxe kommen zu lassen, um einer Periimplantitis vorzusorgen. Liegt eine periimplantäre Mukositis oder auch eine bereits entwickelte Periimplatitis vor, sollte der Patient hingegen mindestens vierteljährlich zur Behandlung in die Praxis kommen.

Bei einer Periimplantitis, die einer nicht-chirurgischen Behandlung bedarf, komme der Patient alle drei Monate zur Reinigung. Die Sondierungstiefen und der BOP werden erhoben, ebenso der Hygienestatus. Es folgt die Reinigung und, ganz wichtig, die Motivation und Instruktion. „Es ist wichtig das der Patient versteht, dass es in seiner Hand liegt. Nur durch eine sehr gute Compliance des Patienten ist es möglich, Implantate vor periimplantärer Mukositis und Periimplantitis zu schützen.“


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