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Spielerisch und kindgerecht

(Wolke: stock.adobe.com)

Es ist sehr wichtig, so früh wie möglich mit der Prophylaxe zu beginnen, also bereits im Kindesalter. Zum einen gewöhnen sich die Kleinen schon sehr früh an den Zahnarztbesuch und zum anderen ist es eine Vorsorgemaßnahme mit dem Ziel, Karies vorzubeugen. Die Eltern erhalten wertvolle Tipps zur Zahnpflege, Ernährung und auch der Frequenz der präventiven Behandlungen in der Praxis.

Das Prophylaxeteam schätzt anhand der Anamnese und der klinischen Befunde das Risiko des Kindes ein, an Karies zu erkranken und legt risikoorientierte Recallabstände fest, die von der gesetzlichen Krankenkasse in Form der Früherkennung oder auch IPLeistungen übernommen werden. Darüber hinaus können, je nach Risiko, auch zusätzliche Sitzungen notwendig werden, um Karies zu verhindern, diese sind dann unter Umständen privat zu berechnen. Es ist sinnvoll, schon im Säuglingsalter die kleinen Patienten an den Geruch und das Umfeld zu gewöhnen. Ab dem ersten Zahn beginnt man die Maßnahmen, selbstredend altersgerecht und spielerisch.

Mythen um die Milchzähne
Bei manchen Eltern hält sich hartnäckig das Gerücht, Milchzähne müssten nicht besonders gepflegt werden. Dem ist nicht so, denn auch wenn sie ausfallen, bilden sie sozusagen das Fundament für ein gesundes Gebiss. Es ist wichtig, den Eltern dies plausibel zu machen. Zudem ist der Zahnschmelz der Milchzähne auch viel dünner und anfälliger für Säuren, so dass sich Karies auch rasch entwickelt und Schmerzen verursacht.

Altersstufen der Kinderprophylaxe
Die Kinder und Jugendprophylaxe umfasst die Altersstufe von 0–17 Jahre. Die Ziele unserer Behandlung und die Ansprache unserer kleinen und größeren Patienten sind in den Altersgruppen unterschiedlich. Selbstverständlich beginnt auch bei Kindern jeden Alters der Besuch mit einer Untersuchung des Zahnarztes beziehungsweise der Zahnärztin. Bei 0–2-jährigen Kindern werden die Eltern beraten. Informationen zur systematischen Prävention, Früherkennungsuntersuchung, Mundinspektion, Fluoridierung sowie Ernährung und der Frequenz der Besuche in der Praxis sind hier die vorrangigen Themen. Eine umfassende Anamnese und möglicherweise eine kleine klinische Untersuchung runden das Thema ab. Hier steht die Gewöhnung an die Situation „Zahnarztpraxis“ im Vordergrund – häufig wird auch nur „gespielt“ – manchmal kann vielleicht schon ein Plaqueindex oder ein Bürstchen zum Einsatz kommen – ganz wie das Kind es zulässt. Bei Kindern von 3–5 Jahren ist das Vorgehen zunächst identisch, zusätzlich werden, wenn möglich, spielerisch Indices (Plaque- und Blutungsindices) erhoben und mit einem kleinen Kelch oder sehr weichem Bürstchen poliert. Insbesondere bei sehr jungen Kindern ist dabei wichtig: Alles ohne Druck, eher spielerisch! Möglicherweise hat der/die 5-jährige schon die ersten bleibenden Molaren – hier ist besondere Aufklärung nötig und ggf. auch der richtige
Zeitpunkt für eine Versiegelung zu beachten. Bei Kindern von 6–11 Jahren findet neben der Untersuchung durch den Zahnarzt bzw. die Zahnärztin in der Regel eine systematische Sitzung mit Anamnese, Indices (Plaque- und Blutungsindex), Reinigung ggf. mit Handinstrument oder Ultraschall (sofern notwendig), Politur der Zähne und Mundhygieninstruktion und Motivierung statt. Im einzelnen machen wir also eine Anfärbung mit Befundaufnahme PCR/VGI (PCR – Plaque Control Report und VGI – Visible Gingiva Index) und anschließend werden alle Zähne gereinigt. Der Patient wird anhand seiner mitgebrachten Zahnbürste und am Modell instruiert und geschult. Im Anschluss daran wird dann professionell fluoridiert. Die Ernährung ist ein wichtiges Thema, vor allem: Wie häufig und wann wird Zucker zu sich genommen? Sollte das Kind in kieferorthopädischer Behandlung sein, gilt dies als Risikofaktor und bedarf besonderer Pflege und einer verkürzten Recallfrequenz. In unserer Praxis dauert ein Termin bei Kindern ohne Zahnspange in der Regel 30–40 min, bei Kindern mit Zahnspange zwischen 45–60 min. Eine adäquate Fluoridnutzung sollte besprochen werden, hier orientieren wir uns an den Empfehlungen der Fachgesellschaften. Bei der Prophylaxebehandlung bei Jugendlichen bis 17 Jahre nähern wir uns immer mehr der Erwachsenenprophylaxe an. Die zahnärztliche Untersuchung, Anamnese mit ggf. Rauchverhalten, verschiedene Befunde wie API (Approximalraumindex) mit Anfärbung, PBI (Pappillenblutungsindex und PSI (Parodontaler Sreeningindex) werden erhoben und dokumentiert. Alle Zähne werden gereinigt, poliert und anschließend fluoridiert. Abschießend wird instruiert und motiviert – so steht der Mundgesundheit nichts mehr im Wege.

Jüngere Altersgruppen motivieren
Bereits im Wartezimmer kann man damit beginnen, kleine Patienten positiv zu motivieren. Ein altersgerechter Wartebereich mit Spielsachen und Büchern gibt den Kindern ein gutes, vertrautes Gefühl. Wir motivieren unsere kleinen Patienten spielerisch mit Handpuppen oder
sie dürfen mit dem Zahnarztspiegel dem Zahnarzt oder der Mutter in den Mund schauen. Das funktioniert meistens sehr gut. Es ist wichtig, dass Präventionsbehandlungen positiv beim Kinder besetzt sind.

Risikoorientierte Frequenz
Wir arbeiten in unserer Praxis mit Parostatus. de. Diese Befundsoftware hilft uns dabei, die verschiedenen Altersgruppen wie Kleinkinder, Kindergartenkinder, Schulkinder und Teenager in eine risikoorientierten, systematischen Frequenz einzustufen. Die erforderlichen Parameter
werden computerunterstützt systematisch abgefragt und in ihrer Gesamtheit bewertet. Jeder Patient bekommt eine Zusammenfassung des individuellen Risikos und ausgesprochene Empfehlungen zur Mundhygiene von uns ausgehändigt.

Fluoridierung von Anfang an
Säuglinge von Geburt bis Zahndurchbruch:
Säuglinge sollten bis zum Durchbruch des ersten Milchzahns täglich ein Kombinationspräparat mit 0,25 mg Fluorid und 400 bis 500 I. E. Vitamin D in Tablettenform erhalten.
Kleinkinder ab Zahndurchbruch bis 12 Monate:
Täglich eine Tablette mit 400 bis 500 I.E. Vitamin D und bis zu zweimal täglich Zähneputzen mit bis zu reiskorngroßer Menge Fluorid-Kinderzahnpasta (1000 ppm)
Kleinkinder 12 Monate bis 2 Jahre:
Zweimal täglich reiskorngroße Menge Fluorid-Kinderzahnpasta (1000 ppm)
Kinder 2 bis 6 Jahre:
Zwei- bis dreimal täglich erbsengroße Menge Fluorid-Kinderzahnpasta (1000 ppm), fluoridiertes Speisesalz
Kinder ab 6 Jahre:
Zweimal täglich Fluoridzahnpasta für Jugendliche oder Erwachsene (1500 ppm), fluoridiertes Speisesalz

Manche Babys erhalten vom Kinderarzt Vitamin D und Fluorid als Kombipräparat. Hier ist eine gründliche Anamnese notwendig, damit die Empfehlungen abgestimmt werden und nicht überdosiert wird. Fluoridzahnpasta und Fluoridtabletten dürfen nicht in Kombination verwendet
werden. Seit einigen Jahren gibt es fluoridiertes Speisesalz. Es wird heute bereits in der Hälfte aller Haushalte eingesetzt, denn fluoridiertes Speisesalz im Essen hat eine kariesprotektive Wirkung. Für Kinder wird die Verwendung von fluoridhaltigen Speisesalz in der Nahrung
allerdings erst ab zwei Jahren empfohlen. Im Rahmen der Prophylaxebehandlung kann Fluoridlack auf die Zahnoberfläche des Kindes aufgetragen werden. Das hemmt die Kariesentstehung und fördert die Reparatur beginnender Läsionen.
6. bis vollendeter 72. Lebensmonat:
Lokale Fluoridierung mit Fluoridlack: zweimal pro Halbjahr
6- bis 17-Jährige:
Lokale Fluoridierung der Zähne:
– Bei normalem Kariesrisiko: einmal pro Halbjahr
– Bei hohem Kariesrisiko: zweimal pro Halbjahr
Viele Eltern sehen die Fluoridgabe kritisch. Eine gute Aufklärung ist daher sehr wichtig, denn Fluorid schützt die Zähne – das haben unzählige Studien bewiesen. Werden sie jedoch zu hoch dosiert, können sie Fluorosen verursachen. Die Individualprophylaxe (IP-Leistungen) beinhaltet Maßnahmen, die Karies vorbeugen. Sie werden für Kinder von 6 bis 17 Jahre von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Aber auch für Kleinkinder gibt individualprophylaktische Leistungen von der GKV. Ab dem 6. Lebensmonat könne diese sogenannten FU-Leistungen erbracht werden. So ist eine frühzeitige Betreuung möglich. Fazit: Prophylaxe funktioniert in allen Altersgruppen – wir müssen es nur tun!

DH Daniela Scheulen



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