Prophylaxe ist nicht nur im Mund Grundvoraussetzung für gesunde Zähne, auch die Wasser führenden Systeme in der Zahnarztpraxis benötigen eine entsprechende Prophylaxe für die Wasserhygiene. Wasserexperte und Mikrobiologe Sebastian Fischer erklärt, wie der Biofilm in den Behandlungseinheiten bekämpft werden kann.
Plaque ist der Feind gesunder Zähne und Arbeitsalltag einer ZFA. Zahnbelag ist nichts anderes als bakterieller Biofilm: eine Lebensgemeinschaft von Mikroorganismen. Was erst mal romantisch klingt, birgt Gefahren aufgrund verschiedener Bakterien und Pilze, die durch eine Schleimschicht geschützt sind.
Biofilme entstehen keineswegs nur im Patientenmund, sondern überall, wo feste Oberflächen und Flüssigkeiten aufeinandertreffen. Deswegen kommen sie auch in Zahnarztstühlen vor. In nur sieben Tagen besiedeln Bakterien Rohre und Schläuche flächendeckend. Ihr Schleim kann gesundheitsgefährdende Keime wie Legionellen, Pseudomonaden und Mykobakterien beherbergen. Eine Kontamination bedroht damit die Patienten- und Mitarbeitersicherheit.
Unsichtbare Gefahr: Legionellen und Co.
Über den feinen Sprühnebel, der von den Instrumenten ausgeht, können z. B. Legionellen in die Atemwege gelangen und dort Infektionen – etwa die Legionärskrankheit, eine schwere bakterielle Lungenentzündung – auslösen. Eine unsichtbare Gefahr für das Team, das täglich in den Aerosolen steht, vor dem auch ein Mundschutz wenig schützt.
Wie schütze ich mit Wasserhygiene meine Gesundheit im Praxisalltag? Wie bei Zahnhygiene lautet auch in diesem Fall das Zauberwort Prophylaxe. Und wie bei Zähnen reicht es nicht, alle vier Wochen zu putzen, sondern es gilt Bakterien konstant zu bekämpfen. Denn wegen der niedrigen Durchflussmengen und des häufigen Stillstands sind Wasser führende Systeme von Zahnarztpraxen für Biofilme ein idealer Lebensraum.
Tipp: Fünf-Finger-Methode
Ein wichtiger Teil der Lösung ist es, mit dem regelmäßigen Spülen an den Austrittsstellen der Praxis zu beginnen. Spüle vor Arbeitsbeginn und nach Stagnationsphasen die Wasserleitungen, um das alte, abgestandene Wasser gegen neues auszutauschen. Nutze dazu die Fünf-Finger-Methode zur Bestimmung der Temperatur: Teste diese in einigen Abständen (z. B. 60 Sek.), jeweils mit einem ungenutzten Finger. Verändert sie sich nicht mehr, hast Du die Ablaufzeit für die Entnahmestelle ermittelt.
Für die Behandlungseinheit als Dein Arbeitsgerät gilt Vergleichbares. Die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts unterstützen Dich dabei. So sind bei Arbeitsbeginn sämtliche Entnahmestellen ohne Übertragungsinstrumente – inklusive Mundglasfüller – zwei Minuten durchzuspülen. Das spült die aus dem Biofilm ausgelösten Mikroorganismen aus den Leitungen, reduziert die mikrobielle Belastung und kann die bessere Frischwasserzufuhr sicherstellen. Um retrograden Verkeimungen entgegenzuwirken, sind zudem die Instrumente nach jedem Patienten 20 Sekunden zu spülen. So reduzierst Du das Risiko von Gesundheitsschäden aktiv. Am besten dokumentierst Du die Zuständigkeiten im Qualitätsmanagement, um im Fall einer Begehung vorbereitet zu sein.
Achtung: Biofilm vermehrt sich trotz Spülens stark
Aber was kann ich dann gegen Bakterien im Wasser tun? Wasserhygiene in der Zahnarztpraxis umfasst die Trinkwasserleitungen und alle Zahnarztstühle der Praxis. Sie ist eine technische, rechtliche und wissenschaftliche Herausforderung für Experten.
Viel wichtiger ist es also, auf eine zuverlässige Hygienetechnologie auf der Basis ganzheitlicher Konzepte zu setzen. Damit werden bestehende Biofilme abgetragen und neue verhindert. Für maximalen Nutzen holen sich Zahnarztpraxen Experten an ihre Seite, die eine vollumfängliche, individuelle Lösung für die Praxis erarbeiten und so auch Kosteneinsparungen und Infektionsschutz für das Praxisteam und Patienten gewährleisten.
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