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Meine Bachelor-Arbeit beim DH-Studiengang

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Dentalhygienikerin

Meine Bachelor-Arbeit beim DH-Studiengang

DH Daniela März © Praxis Dr. Zipprich

Daniela März ist eine der ersten Absolventinnen des Bachelor-DH-Studiengangs der praxisHochschule. team sprach mit der Dentalhygienikerin über die Arbeit hinter dem Abschluss, das Thema ihrer Bachelor-Thesis und ihre Zukunftspläne.

Wie haben Sie von dem Angebot des Bachelor-DH in Köln erfahren und welche Gründe waren ausschlaggebend, sich dort anzumelden?
DH Daniela März: Im Juni 2012 habe ich ein einwöchiges Praktikum an der University Göteborg absolviert. In dieser Woche war es mir möglich, meinen schwedischen Kolleginnen über die Schulter zu schauen. Während dieses Zeitraums wurde der langersehnte Wunsch, endlich ein Studium in der Fachrichtung Dentalhygiene zu absolvieren, wiedererweckt. Leider gab es zu dem Zeitpunkt noch keine Möglichkeit, dieses Berufsbild in Deutschland zu studieren. Im Jahr 2013 las ich dann in einer zahnmedizinischen Fachzeitschrift über die Gründung der praxisHochschule in Köln. Nach meiner Anmeldung wurde ich im Juni 2013 zur Aufnahmeprüfung eingeladen und schrieb mich nach dem positiven Bescheid anschließend an der Hochschule ein.

Wie kamen Sie zu dem Thema Ihrer Abschlussarbeit?
März: Das Thema fiel mir per Zufall in die Hände. Während einer Dentalhygienesitzung meiner eigenen vier Kinder wurden mir deren Zahnhartsubstanzdefekte deutlicher. Nach kurzer Rücksprache mit Studiengangsleiter Prof. Dr. Georg Gaßmann wurde die Themenrichtung für meine Bachelorarbeit besprochen. Erst da wurde mir bewusst, dass die bevorstehende Arbeit etwas Besonderes ist. Vier Kinder mit gleichem genetischem Ursprung, mit gleichem sozioökonomischem Hintergrund, in etwa demselben Alter weisen Mineralisationsstörungen in unterschiedlicher Ausprägung und verschiedenem Schweregrad auf. Zusätzlich erfolgte eine Interventionsstudie zur Verringerung der Mineralisationsstörungen mit dem Präparat Tooth Mousse.

Wie hoch war der zeitliche und organisatorische Aufwand beim Schreiben der Bachelor-Arbeit und wie haben Sie das mit dem Praxisalltag unter einen Hut bekommen?

März: Das Anfertigen der Arbeit hat von der ersten Recherche bis zum letzten Punkt etwa ein Jahr gedauert. Als berufstätige vierfache Mutter war ich es gewohnt, mein Leben streng zu organisieren. Während der ersten sechs Monate wurden unterschiedliche retrospektive Daten erhoben, zusammengefasst und daraus Schlüsselwörter für die nachfolgende Studienrecherche ermittelt. Die Recherche stellte eine erneute Herausforderung dar. Die meisten Studien lagen in englischer Sprache vor und mussten von mir zunächst übersetzt werden. Während der erste Teil hauptsächlich neben der Arbeit und dem Studium absolviert wurde, wurde der Hauptteil, „das Schreiben der Arbeit“, während meines dreiwöchigen Sommerurlaubs erledigt. Der zeitliche und organisatorische Aufwand zur Erstellung der Bachelor-Thesis in einem dualen Studium fordert Zeitmanagement, strukturelle koordinierte Abläufe und Selbstdisziplin.

Wie schwer fiel Ihnen das Schreiben der Arbeit?
März: Während des Studiums war unter anderem das Erstellen von wissenschaftlichen Hausarbeiten Voraussetzung zum Bestehen der Modulprüfungen. Das Erstellen dieser Hausarbeiten war am Anfang mühselig, jedoch gewann es immer mehr an Professionalität. Dank dieser Übungen fiel mir das Schreiben der Bachelor-Arbeit nicht mehr schwer.

Wie sind Sie diese Geschwisterstudie konkret angegangen?
März: Zu Beginn und am Abschluss wurden von allen vier Kindern dentale Fotos erstellt. Anhand der Fotografien wurde der Schweregrad der Mineralisationsstörung durch den TF-Index (nach Thylstrup et al. 1978) festgelegt. Die folgende Interventionsstudie erstreckte sich über einen Zeitraum von sechs Monaten. Dazu mussten die Probanden einmal täglich das Präparat auf die Zähne auftragen. Anschließend wurde für jedes Kind eine retrospektive zahnmedizinische, allgemeinmedizinische und Ernährungsanamnese erhoben.
Anhand der Anamnese war es möglich, Schlüsselwörter für die nachfolgende Recherche zu eruieren. Die Recherche wurde in der medizinischen Datenbank pubMed und bei Google scholar durchgeführt. Die zusammengetragenen Studien wurden übersetzt und wissenschaftlich aufgearbeitet. Durch Studienvergleiche war es möglich, die unterschiedlichen Einflussgrößen zu definieren und deren Wahrscheinlichkeit zur Entstehung von Mineralisationsstörungen größenmäßig zuzuordnen. Anhand der Ergebnisse der Studienvergleiche positionierte ich das Ergebnis meiner Geschwisterstudie.

Welche Ergebnisse Ihrer Arbeit haben Sie besonders überrascht?
März: Zuvor war die Diagnose Dentalfluorose während der Zahnbildungsphase, verursacht durch zu hohe Fluorideinwirkung über einen längeren Zeitraum. Nach der Auswertung der erhobenen Daten und der Auseinandersetzung mit den Studien konnte jedoch dargestellt werden, dass Fluoride nicht als alleiniger Faktor einer Mineralisationsstörung zu betrachten sind. Für die Diagnose war und ist eine retrospektive Allgemein-, Ernährungs-, Medikamenten- und Fluoridanamnese sehr bedeutend. So konnten verschiedene äußere Faktoren wie Asthmamedikamente oder prä-, peri- und postnatale Umstände das Entstehen von Mineralisationsstörungen begünstigen.
Während Fluoride in den letzten Jahren immer wieder mit Dentalfluorose in Zusammenhang gebracht und damit häufig in ein negatives Licht gerückt wurden, gibt die Studie Hinweise darauf, dass Fluoride zwar ein Faktor zur Entstehung von Mineralisationsstörungen sind. Für den Schweregrad einer Mineralisationsstörung ist jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit das Einwirken mehrerer Co-Faktoren verantwortlich. Betrachtet man die kariesprotektive Wirkung wird deutlich, wie bedeutend Fluoride bei der Vorbeugung von Karies sind. Alle Geschwisterkinder waren kariesfrei.

Sie sind jetzt eine der ersten Bachelor-Dentalhygienikerinnen Deutschlands. Wie sehen Ihre weiteren beruflichen Pläne aus?

März:  Dank der Akademisierung des Berufsbildes sind wir in Deutschland endlich so weit, mit unseren Kolleginnen im benachbarten Ausland mitzuhalten. Angesichts des demografischen Wandels und der damit verbundenen steigenden Zahl parodontaler Erkrankungen wird deutlich, wie wichtig die Arbeit von hochqualifiziertem Personal ist. Ich möchte zum einen dazu beitragen, dass neu entstandene akademisierte Berufsbild der Dentalhygienikerin in Deutschland und deren Bedeutsamkeit für die Prävention & Therapie von Erkrankungen im Dentalen Bereich als wichtigen Stützpfeiler einer Zahnarztpraxis kundzutun. Im Mai dieses Jahres werde ich in Zusammenarbeit mit Prof. Gaßmann bei der Jahrestagung der Neuen Gruppe einen Vortrag über das Berufsbild der akademisierten Dentalhygienikerin halten.
In ferner Zukunft möchte ich zum einen meine Praxistätigkeit bei Herrn Dirk Zipprich weiter ausüben und zum anderen als Dozentin an der praxisHochschule oder als freie Referentin tätig sein. Das breitgefächerte Studium (Dentalhygiene, Marketing, Ethik, Rhetorik usw.) bietet verschiedenste Möglichkeiten der Weiterentwicklung an.

Zusammenfassung der Bachelor-Thesis

Interventionelle Geschwisterstudie zum Zusammenhang zwischen Dentalfluorose und systemischer Fluoridgabe unter einer 6 monatiger lokaler Kalziumphosphatapplikation (Tooth Mousse)

Einleitung: Ziel der Studie ist es, den möglichen Zusammenhang von systemischer Fluoridgabe und Dentalfluorose in einer Falldokumentation mit vier Geschwisterkindern darzustellen. Alle vier Kinder wurden mit der gleichen Menge Fluorid (25 mg/Tag) bis zum 5. Lebensjahr systemisch fluoridiert. Die Ausprägung der Mineralisationsstörungen variiert zwischen den einzelnen untersuchten Personen.  Der zweite Teil dieser Studie befasst sich mit der Wirkung einer lokalen Kalziumphosphatapplikation  (CCP-ACP) auf die betroffenen Zahnbereiche. Hierbei soll die Wirkung des Präparates Tooth Mousse zur Reduktion der Dentalfluorose und white spots ohne Konditionierung exemplarisch dargestellt werden.

Material und Methoden: Die Bewertung der Dentalfluorose erfolgt durch den Thylstrup-Fejerskov-Index (TF) nach Thylstrup et al., MH-Index nach Kolski und die chronologische Zahnentwicklung in Relation zum Alter nach Kühnisch et al., Erstellung einer retrospektiven Fluoridanamnese und grafische Darstellung der Fluoridgabe in Relation zum Körpergewicht der ersten fünf Lebensjahre. Anhand eines Fragebogens wurden alle relevanten individuellen anamnestischen Faktoren erhoben und ausgewertet. Die Intervention mit Tooth Mousse erfolgte über einen Zeitraum von sechs Monaten einmal täglich abends. Für die Auswertung wurden zu Beginn und am Ende dentale Fotografien angefertigt. Die Bilder wurden mithilfe des Computerprogrammes Image J bewertet.

Ergebnisse: Patient I hat durch multifaktoriell bedingte Störfaktoren eine schwerere Ausprägung der Dentalfluorose (TF VII), Patient II weist ebenfalls eine schwerere Form (TF V) als seine Zwillingsbrüder auf. Patient III und Patient IV (TF0-1) zeigen mit minimalen Unterschieden eine sehr milde Form der Dentalfluorose, Die Intervention mit CCP-ACP hat anhand der dentalen Fotografien leichte Veränderungen in der Oberflächenbeschaffenheit bei Patient II bewirkt, auch ein minimaler Unterschied in der Transluzenz der white spots bei Patient II und IV nach Behandlung ist erkennbar.

Fazit: Mithilfe der retrospektiven Fluorid- und Allgemeinanamnese war es möglich, Hinweise auf die möglichen Ursachen für die unterschiedliche Ausprägung der Dentalfluorose bei den Geschwistern zu bestimmen. Die systemische Fluoridierung in den ersten zwei Lebensjahren erhöhte das Risiko der Entstehung von Dentalfluorose an den Zähnen der I. Wechselgebissphase. Die Dentalfluorose trat jedoch dabei meist nur in sehr milder bis milder Form auf. Die Geschwister wiesen aber trotz des gleichen genetischen Ursprungs und des gleichen sozioökonomischen Hintergrunds erhebliche Unterschiede in dem Schweregrad der Mineralisationsstörung auf. Die Ursache hierfür könnten das gleichzeitige Einwirken von mehreren äußeren Faktoren wie peri- und postnatale Umstände, Ernährung im ersten Lebensjahr, asthmatische Erkrankungen und deren Medikation während der Schmelzreifephase sein. Eine Beratung der Eltern durch den Kinderarzt bezüglich der Fluoridempfehlung, insbesondere bei der Ernährung mit Säuglingsnahrung, ist zu befürworten. Ebenso ist eine strenge Indikationsstellung bei der Medikation mit Steroiden zu empfehlen.



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