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Gut vorbereitet im OP

ZFA als chirurgische Assistenz

Für das Abdecken des Patienten eignen sich verschiedene Tücher wie Lochtuch, ein Klebetuch oder aber Tücher mit einem ovalen Ausschnitt.

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In deutschen Zahnarztpraxen werden jährlich mehr als eine Million Implantate gesetzt. Für den Erfolg dieser Behandlungen ist vor allem ein gutes OP-Team verantwortlich. Welche Rolle Du als ZFA für die chirurgische Assistenz dabei spielst, erklärt Euch DH Daniela Scheulen.

Die Fortschritte in der Implantologie sind sowohl bei den Produkten, der Technik wie auch der Forschung zu merken. Deshalb trauen sich auch immer mehr Risikopatienten diese Therapie zu. Zunächst sollte eine aktualisierte Anamnese und eine gründliche klinische Untersuchung des Patienten stattfinden. „So kann man schon vor Beginn einer Behandlung das Risiko abschätzen“, sagt Scheulen. Zusätzlich ist es ratsam, in enger Kooperation zum Hausarzt zu stehen, um sich gegenseitig zu informieren und auszutauschen. Die Patienten sollten in der Anamnese auch nach ihrem Risikoverhalten befragt werden – wie etwa zum Konsum von Nikotin und Alkohol. Es empfiehlt sich, die Patienten für eine OP in drei Risikostufen einzuteilen: hohes, mittleres oder niedriges Risiko. Scheulen: „Wir nutzen in unserer Praxis dafür Parostatus.de, ein computergestütztes digitales Screening-System für die gesamte Mundgesundheit.“

ZFA als chirurgische Assistenz: Hygienemanagement

In der Folge werden auch die häufigsten Allgemeinerkrankungen besprochen, die in der Vorbereitung für die zahnärztliche Behandlung wichtig sind. Bei Patienten mit Herzkreislauf-Erkrankungen, Endokrine-Erkrankungen oder Tumorpatienten kann beispielsweise eine medikamentöse Therapie notwendig sein. Besonders wichtig für das Thema chirurgische Assistenz und Operationen in der Zahnarztpraxis generell ist das Hygienemanagement. Scheulen, die in der Zahnarztpraxis Brokmeier und Lehner in Mönchengladbach arbeitet, befasst sich nicht erst seit zwei Jahren mit diesem Thema. Personalschutz ist in ihrer Praxis bereits vor Corona ein Schwerpunkt gewesen. Ihr Tipp: Kontrolliert auch das Lager, ob man geschützt einsatzfähig ist. Gerade in Zeiten der Materialknappheit bei der Schutzausrüstung war das manchmal kritisch. Nicht nur während der Corona-Pandemie gelte die Regel, jeder Patient ist potenziell infiziert und deshalb sollte die entsprechende Schutzkleidung getragen werden.

Es liege in der Verantwortung der chirurgischen Assistenz, für ein hygienisch einwandfreies Umfeld zu sorgen und das Behandlungszimmer vorzubereiten. Gegenstände, die nicht benötigt werden, sollten weggeräumt werden. So könne eine unnötige Kontamination verhindert werden und mehr Platz für die OP-Vorbereitungen geschaffen werden. Scheulen empfiehlt eine gründliche Flächendesinfektion aller behandlungsnahen Oberflächen mit Desinfektionsmittel getränkten Einwegtüchern. „Dies verringert das Keimpotenzial in der näheren Umgebung.“

Das gesamte OP-Team, bestehend aus einer unsterilen Assistenz, eine sterilen Assistenz und dem Operateur unterzieht sich einer speziellen Personalhygiene. Das korrekte Tragen einer persönlichen Schutzausrüstung bzw. OP-Kleidung sei ebenso Pflicht wie das gewissenhafte Durchführen der Händedesinfektion. Kasacks als OP-Kleidung seien hygienisch nicht ausreichend, außerdem auch kurzärmelig und lassen sich nicht steril anziehen. Zu empfehlen seien deshalb OP-Mäntel. Diese lassen sich Mithilfe der unsterilen Assistenz anlegen.

Steriles Ankleiden

Beim Anlegen der OP-Kleidung müsse auf ein steriles Vorgehen geachtet werden, damit die Schutzkleidung nicht schon vorher kontaminiert wird. Bei allen chirurgischen Behandlungen sollten zudem die Haare zusammengebunden werden. Es dürfe kein Schmuck, Piercings, Uhren oder Ähnliches getragen werden. Scheulen: „Die chirurgische Assistenz trägt außerdem eine FFP-2-Maske, eine OP-Haube, eine Schutzbrille sowie Handschuhe.“

Die Patientenhygiene schließt sowohl die Mundhöhle als auch die äußerliche Hautregion von Mund, Nase und Kinn ein. Vor chirurgischen Eingriffen im Mund wird die Mundhöhle mit einem Schleimhautantiseptikum behandelt. In der Regel spült der Patient nach Angaben des Herstellers die Mundhöhle meist selber oder mit einem getränktem Tupfer aus. Nach der Desinfektion der Mundhöhle erfolgt das Abdecken des Patienten. „Dafür eignen sich verschiedene Tücher wie Lochtuch, ein Klebetuch oder aber Tücher mit einem ovalen Ausschnitt“, erklärt die DH.

Ergnonomische Haltung

Während der OP sollten die Weichteile möglichst mit einem Instrument abgehalten werden, beispielsweise mit einem Wangenabhalter oder einem Wundhaken. Durch das zu Anfang verwendete orale Antiseptikum wird eine erhebliche Reduktion der Keimflora im Speichel und auf der Schleimhaut erreicht. Dadurch werde die Weitergabe von Krankheitserregern im Aerosol vermindert.

Wichtig sei es zudem auf eine genaue Absaug- und Haltetechnik zu achten. „Bei Bedarf sollte eine große Absaugkanüle verwendet werden.“ Scheulen empfiehlt außerdem die Verwendung eines chirurgischen Saugers. Bei all diesen unterstützenden Arbeiten sei eine ergonomische Arbeitshaltung sehr wichtig. „Als Assistenz kann man manchmal lange in derselben, unbequemen Haltung verharren. Dies kann zu Ermüdungserscheinungen und Schmerzen führen, was wiederum zum Verrutschen des Abhalters oder des Saugers führen kann“, weiß Scheulen. Wichtig sei es deshalb, die Muskulatur des Rückens und der Arme so sparsam wie möglich zu beanspruchen.

ZFA als chirurgische Assistenz: Patientenbetreuung

Neben der Unterstützung beim eigentlichen operativen Eingriff steht die chirurgische Assistenz auch in einem sehr engen Kontakt mit den Patienten. „Viele Patienten haben Angst, gerade wenn ein chirurgischer Eingriff ansteht“, berichtet Scheulen. So unterschiedlich die Patienten auch sind, könnten sie emotional reagieren und sehr aufgeregt bei einem solchen Termin sein.

Die chirurgische Assistenz sei nicht nur für die emotionale Betreuung der Patienten wichtig. Auch die fachliche Beratung gehöre zum Aufgabenfeld. Viele der Fragen zu den operativen Eingriffen stellen die Patienten den Praxismitarbeiterinnen. Diese Fragen sollten dann genauso fachlich kompetent beantwortet werden können, wie der Behandler es könnte. Deshalb sei es auch nützlich, die gängigsten operativen Eingriffe in der Zahnheilkunde zu kennen – genauso wie das dazugehörige Hintergrundwissen. Hier sind ein paar Beispiele von Fachbegriffen, die man kennen sollte:

Daniela Scheulen

Praxistrainerin und Dentalhygienikerin in der Praxis Dres. Brokmeier und Dres. Lehner in Mönchengladbach

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  • Endodontie (Wurzelspitzenresektion): dient der Beseitigung von Entzündungsherden, die über den Nerv des Zahns in die Wurzelspitze wandern, und sich nicht mit einer herkömmlichen Wurzelkanalbehandlung beheben lassen.
  • Osteotomie: eine operative Durchtrennung oder die Ausschneidung eines Knochens.
  • Parodontalchirurgie: Bei fortgeschrittenen entzündlichen Erkrankungen des Zahnhalteapparats (Parodontitis) werden in der Regel operative Maßnahmen notwendig.

Die chirurgische Assistenz sei auch Ansprechpartner der Patienten für die postoperative Phase. Unter anderem auch zum Verhalten nach der OP – wie etwa die Phase der Wundheilung, Schmerzen, Schwellung oder auch Ernährung nach dem Eingriff. „Diese Fragen müssen dem Patienten in kompetenter Weise auch von uns in der Assistenz beantwortet werden können.“



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