Hast Du in der Praxis auch schon ein Baby oder Kleinkind mit Karies betreut? Die Ursache dafür könnte in der sogenannten Nuckelflaschenkaries liegen. Unbehandelt kann sie schwerwiegende Folgen für das bleibende Gebiss des Kindes haben. Doch eine geeignete zahnärztliche Prophylaxe und Beratung helfen.
Das Nursing-Bottle-Syndrom (NBS) oder auch Nuckelflaschenkaries bezeichnet das Auftreten von Karies bis hin zu einer weitgehenden Zerstörung der Milchzähne bei Säuglingen und Kleinkindern. Sie entsteht durch die häufige oder dauerhafte Gabe von zucker- oder fruchtzuckerhaltigen Getränken mit einer Nuckelflasche. Die Schäden zeigen sich zwischen dem 1. und 4. Lebensjahr, wobei der Schwerpunkt zwischen 1,5 und 3 Jahren liegt. Circa 10-12 % der Kinder dieses Alters sind von NBS betroffen.
Dauernuckeln als Auslöser
Zu der kariösen Schädigung kann es kommen, wenn die Zähne ständigem Kontakt mit süßen oder säurehaltigen Getränken ausgesetzt sind. Zuerst wird der Zahnschmelz angegriffen, die Zähne werden empfindlich für Süßes und Kälte. Schreitet die Schädigung ungehindert voran, desto häufiger kann es vorkommen, dass die Zähne kaum mehr über das Gingivaniveau hinausreichen. Normalerweise wehrt der Speichel Säureangriffe ab, doch bei ständiger Flüssigkeitszufuhr durch eine Nuckelflasche oder Schnabeltasse ist das nicht mehr möglich. Die Kinder klagen – wenn sie es schon können – über Schmerzen beim Essen und Trinken. Ändert sich nichts am Trinkverhalten, kann sich die Schädigung und Zerstörung auf das ganze Gebiss ausdehnen.
Schäden fürs bleibende Gebiss drohen
Die Milchzähne erfüllen wichtige Funktionen, bis die bleibenden Zähne einwachsen. Neben der Kaufunktion haben sie Einfluss auf die Sprachentwicklung, Mimik sowie Aussehen und Platzhaltung. Werden die Milchzähne vorzeitig durch eine kariöse Schädigung zerstört, kann das zu Zahnfehlstellungen führen, die dann kieferorthopädische Behandlungen erfordern. Ist durch die Karies auch die Pulpa betroffen, können sogar Abszesse im Knochen auftreten und zu einer Zahnkeimschädigung des bleibenden Zahns führen. Auch die bleibende Zähne können nach dem Durchbrechen geschädigt werden, wenn das Milchzahngebiss bereits kariös ist. In der Regel werden besonders die Milchschneidezähne des Oberkiefers durch die Nuckelflaschenkaries angegriffen. Aber auch die Eck- und Backenzähne können ohne Behandlung Schaden nehmen. Die Schneidezähne im Unterkiefer sind eigentlich fast nie betroffen, da beim Trinken die Zunge schützend über ihnen liegt.
Behandlung von Nuckelflaschenkaries
Aber wie soll behandelt werden? Oft muss die Behandlung unter Vollnarkose stattfinden, da die Kleinkinder verständlicherweise nicht so gut kooperieren wie Erwachsene. Erhaltungswürdige Zähne werden mit Füllungen versehen. Wenn die Pulpa bereits betroffen ist, kann für den Erhalt des Zahns eine endodontische Behandlung. Sind die Zähne – besonders die Schneidezähne des Oberkiefers – zu stark geschädigt, müssen sie entfernt werden.
Das kannst DU als ZFA tun
Du kannst als ZFA Eltern und Kind unterstützend unter die Arme greifen: Berate die Eltern, damit sie das Trinkverhalten des Kindes umstellen. Zuckerhaltige Getränke sollten die Ausnahme sein und generell sollte die nuckelnde Nahrungsaufnahme auf das 1. Lebensjahr beschränkt werden. Traditionell bewährtes Trinkverhalten aus Tassen und Bechern mit Wasser oder ungesüßten Tees sollte dem Kind vorrangig beigebracht werden. Erkläre den Eltern, dass Dauernuckeln an der Flasche nicht förderlich ist und weder zur Beruhigung noch zum Einschlafen genutzt werden sollte, da sich schnell ein Gewöhnungseffekt einstellt. Denke auch daran, dass gegebenenfalls auch das Stillen negative Effekte auf die Zahngesundheit haben kann (sogenannte Stillkaries).
Du kannst den Eltern aktiv behilflich sein, indem du ihnen zeigst, wie die Zähne des Kindes ab dem Durchbruch des ersten Zahns geputzt werden sollten. Das sollte zweimal täglich und mit einer geeigneten fluoridhaltigen Zahnpasta für Kinder durchgeführt werden. Bei der Beratung kann Dir zum Beispiel dieses Erklärvideo zum Zähne putzen hier helfen.
Kläre die Eltern außerdem frühzeitig über ihre neuen Möglichkeiten der Karies-Früherkennungsuntersuchungen auf. Beherzigen die Eltern diese Dinge, kann NBS bei ihrem Kind erfolgreich vermieden werden.
Rudi Sterzer
19 Juli
Schlimm, dass 10-12 % der Kinder zwischen 1 und 4 von NBS betroffen sind. Ich hätte außerdem nicht gedacht, dass Karies der Milchzähne zu Zahnfehlstellungen führen kann. Da bin ich sehr froh, dass meine Mutter bei mir so gut auf Zahnhygiene geachtet hat.
Nina Hayder
24 Oktober
Ich möchte Karies behandeln lassen. Daher hoffe ich, dass ich es in den Griff bekomme. Von Nuckelflaschenkaries habe ich dennoch noch nie etwas gehört.